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Bodenschutzkalkung im Biederbacher Wald
Erstelldatum02.09.2024
Der Versauerung der Böden entgegenwirken und die Bäume stärken.
In Biederbach wird der Wald derzeit von Waldwegen aus gekalkt. Das soll der Versauerung der Böden entgegenwirken und die Bäume stärken, beispielsweise gegen den Borkenkäfer oder häufiger werdende Dürreperioden.
Die Kalkung in den Biederbächer Wäldern begann im letzten Jahr und wird Mitte September beendet sein. „Es ist schon eine erhebliche bürokratische Herausforderung gewesen, bevor die Bewilligung kam“, so Bernhard Baumann, zuständig für Kalkungen im Forstamt. Der Wald in Biederbach setzt sich aus sehr vielen kleinen Privatwaldgrundstücken zusammen. 173 Einwilligungen mussten vom Forstamt im Vorfeld eingeholt werden, bevor mit der Kalkung begonnen werden konnte. Die Kalkung wird vom Land gefördert. „Ziel sollte aber wegen der Bedeutung des Waldes eine 100 Prozent Förderung im Kleinprivatwald sein.“, regen Baumann und der neue örtliche Revierförster Johannes Büche an.
Sobald die Kalkung in Biederbach abgeschlossen ist, geht es in den Bergwäldern von Herbolzheim, Teningen und Malterdingen weitergehen.
In den 1980er Jahren war die Angst vor dem Waldsterben allgegenwärtig. Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wurden Schadstoffe, darunter auch Schwefel und Stickstoffe, ohne Filter in die Atmosphäre freigesetzt, wodurch es zu flächendeckendem sauren Regen kam. Trotz Schadstofffilter und Katalysatoren leiden die Wälder weiter unter einer Übersäuerung des Bodens. Diese wird zusätzlich durch die hohen Fichtenanteile, die im Schwarzwald gängig sind, begünstigt.
Freisetzung von Aluminium-Ionen
Ein saurer pH-Wert im Waldboden begünstigt die Freisetzung von Aluminium-Ionen und Schwermetallen, die für Tiere und Pflanzen giftig sind. Das Bodenleben und die Mikroorganismen werden in der sauren Umgebung gehemmt, wodurch die Humusproduktion unterbrochen wird und den Pflanzen keine neuen Nährstoffe zur Verfügung stehen. Von Mitte August bis Mitte September wird in Biederbach nun Dolomitlkalk aus einem Steinbruch im Neckarland verblasen, der einen hohen Magnesiumanteil hat. Magnesium ist ein zentraler Bestandteil des Blattgrüns und damit Voraussetzung für die Photosynthese-Leistung von Pflanzen. Der feingemahlene Kalkstein wird mit Hilfe eines speziellen Fahrzeugs von den Waldwegen aus in den Wald geblasen, dabei wird mit grob 300 Gramm pro Quadratmeter kalkuliert. Völlig gleichmäßig kann der Kalk nicht ausgebracht werden, das ist aber laut Lukas Schmitt, der bereits sein Leben lang als Unternehmer in der Waldkalkung tätig ist, auch nicht notwendig, denn: „Der Wald ist nicht homogen“. Einige Lebewesen und Pflanzen, darunter beispielsweise die Heidelbeere, bevorzugen ein eher saures Milieu. Durch die ungleichmäßige Verteilung wird den unterschiedlichen Ansprüchen der Arten Rechnung getragen. Der Säureeintrag war und ist ein massiver Eingriff in das Ökosystem Wald, die Kalkung als Gegenmaßnahme stellt einen erneuten Eingriff dar. Um mögliche negative Auswirkungen zu vermeiden, wurden zusätzlich Ausschlussflächen ausgewiesen, die bei der Kalkung ausgespart werden. Mit diesem Ansatz hofft Bernhard Baumann, dass „die nächste Generation Wald wieder vielfältiger und stabiler wird“.