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Seilsicherungskurs für eine Obstbaumpflege wertvoller Bäume
Erstelldatum18.11.2024
20 Teilnehmende übten an Streuobstbäumen in Vörstetten
Dass für den Schnitt von Obstbäumen Vorkenntnisse nötig sind und Erfahrungen aufgebaut werden müssen, ist Freizeitgärtnerinnen und Streuobstbesitzerinnen hinlänglich bekannt. Spätestens bei Pflege- und Verjüngungsschnitten großer Apfel- und Birnenbäume stoßen jedoch viele an die Grenzen des Machbaren. Die Äste ragen zu hoch hinaus, der Arm ist zu kurz, trotz Leiter und Stangensägen werden bestimmte Kronenteile nicht erreicht. Mit den Bäumen wächst die Unsicherheit und richtigerweise gehen viele kein Sicherheitsrisiko ein. Viele Obstbäume mit weit ausladenden und hohen Kronen weisen deshalb Defizite bei der Baumpflege auf – mit Folgen: Der Ertrag sinkt, der Befall mit Misteln steigt und die Gefahr von Brüchen großer Kronenteile bei voller Obstlast steigt. Als Folge schrumpft die Streuobstlandschaft und mit ihr ein geschütztes Kulturgut bzw. einer unserer artenreichsten Lebensräume.
Ganztägiger Aufbaukurs
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die Aktiven in der Streuobstpflege zu fördern veranstaltete der Landschaftspflegeverband Emmendingen (LEV) in Kooperation mit dem Kreisverband für Obstbau, Garten und Landschaft Emmendingen (KOGL) mit Unterstützung des NABU Emmendingen in Vörstetten einen ganztägigen Aufbaukurs zum Thema „Seilsicherung über der Leiter“. Valentin Dresely und Jürgen Etter, Profis im Bereich Baumpflege, leiteten rund 20 Teilnehmerinnen durch den Kurstag.
Persönliche Schutzausrüstung
Zunächst wurden die wichtigsten Aspekte der persönlichen Schutzausrüstung, also Gurte und Seile mitsamt spezieller Sicherungstechnik besprochen und die wichtigsten Knoten und deren Anwendung erläutert. Im praktischen Teil ging es ums Ausprobieren: Leitern wurden an große Apfelbäume gestellt und mit Hilfe der gerade erst begriffenen Schutzausrüstung beklettert. Den meisten Kursteilnehmerinnen, darunter viele Fachwarte für Obst und Gartenbau, aber auch einige weniger Erfahrene, gelang der Einstieg in völlig neue, bislang unerreichte Bereiche der Baumkronen. Thomas Weiche vom Landschaftserhaltungsverband formulierte das Ziel: „Mit der Sicherungstechnik ist die Pflege alter ökologisch besonders wertvoller Obstbäume sicherer und auch ergonomischer umzusetzen“. Dies bestätigten viele Kursteilnehmerinnen, weil sie jetzt mit beiden Händen und deshalb viel effektiver arbeiten und schneiden konnten, auch wenn es den meisten einen Augenblick der Gewöhnung brauchte, freihändig auf der Leiter zu stehen. Genauso sicher ist jedoch auch, dass die meisten der Kursteilnehmerinnen die neu erlernten Fähigkeiten sehr bald routinemäßig einsetzten wollen.
Lücvke geschlossen
Lothar Herb (KOGL) resümierte, dass durch den Kurs eine wichtige Lücke in der Ausbildung der Fachwarte Obst und Gartenbau geschlossen wurde und betonte die langjährige fruchtbare Zusammenarbeit zwischen KOGL und dem Landschaftserhaltungsverband. Dr. Patrick Pyttel vom NABU verwies auf die besondere Pflegebedürftigkeit des rückläufigen Emmendinger Streuobstbestands und bedankte sich abschließend für das Engagement der Kursteilnehmerinnen und der beiden Dozenten.
Der Kurs wurde im Rahmen des Projektes „Pflegender Streuobstschnitt“ im Landkreis aus Mitteln der Landschaftspflegerichtlinie gefördert. Ein „Dankeschön“ des Organisationsteams erhielt die Gemeinde Vörstetten, die ihre Bäume für den Kurstag zur Verfügung stellte.