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Im Landkreis Emmendingen werden die Biotope im Wald neu kartiert
15.000 Hektar – eine Fläche von fast 11.000 Fußballfeldern – werden in den Wäldern auf den Gebieten von Elzach, Biederbach, Gutach im Breisgau, Simonswald, Winden im Elztal und Waldkirch von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in den kommenden Wochen genau untersucht. „Auf dieser Fläche sind bisher schon 474 Biotope im Wald kartiert und unseren Förstern bekannt. Bei der Waldpflege achten wir und die Waldbesitzer ganz genau auf diese Biotope und führen, wenn nötig, Pflegemaßnahmen durch“, so Fortsamtleiter Martin Schreiner. Seltene naturnahe und geschützte Waldgesellschaften wie Schlucht- und Blockwälder, naturnahe Bäche, Felsformationen und Quellstandorte sind typische Biotope im Wald. „Darüber hinaus werden aber auch Lebensräume seltener Arten oder besondere Waldstrukturen kartiert, die zwar nicht dem gesetzlichen Biotopschutz unterliegen, aber deren wesentliche Bestandteile gesetzlich geschützt sind“, erklärt Luca Laura Reising von Ö:Konzept. Die Firma ist von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) mit den Aufnahmen im Wald betraut worden.
Waldbiotope verändern sich im Laufe der Zeit. Auch kommen neue Biotope hinzu. Daher ist eine Aktualisierung nun in Teilen des Landkreises Emmendingen erforderlich. Drei Kartiererinnen der Firma Ö:Konzept werden unterstützt von der Förstern in den nächsten Wochen in den Wäldern unterwegs sein. Luca Reising freut sich auf die vor ihr liegende Aufgabe im Landkreis: „Durch die Waldbiotopkartierung lernt man ein Gebiet von einer ganz anderen Seite her kennen.“
Hintergrundinformationen:
Von 1989 bis 2002 wurden mit der Ersterfassung erstmalig alle Biotope im Wald dokumentiert, seit 2002 erfolgt die WBK-Aktualisierung etwa alle zehn Jahre, meist im Vorlauf zu einer Forsteinrichtung. Seit 2007 werden auch die meisten FFH-Lebensraumtypen im Wald miterfasst.
Nach aktuellem Stand von Ende 2019 sind Flächenänderungen bei den Biotopen im Wald im Wesentlichen auf verbesserte technische Grundlagen zurückzuführen. Allerdings hat landesweit die Anzahl aller gefährdeten Biotope gegenüber 2002 deutlich zugenommen. Mittlerweile sind fast ein Viertel sämtlicher Biotope beeinträchtigt. Hierzu zählen neben natürlichen Veränderungen und der Einwanderung von gebietsfremden Arten, leider auch viele direkt vom Menschen verursachte Beeinträchtigungen z. B. Grünschnitt-, Müll- und Bauschuttablagerungen.
Ca. 64.000 Waldbiotope, verteilt auf 130.000 Einzelflächen, umfassen eine Gesamtfläche von ca. 81.000 ha. Dies entspricht rund 6 % der Waldfläche des Landes Baden-Württemberg.
Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) ist als Forschungseinrichtung der Landesforstverwaltung (LFV) dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) zugeordnet. Sie forscht über den Wald und die Waldnutzung in Baden-Württemberg und übernimmt eine Vielzahl von Aufgaben: Neben Forschung und Monitoring ist der Wissenstransfer ein Kern ihrer Arbeit. Die FVA hat ihren Hauptsitz in Freiburg und wird von Prof. Dr. Ulrich Schraml geleitet.