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Direktkontakt mit den ehemals Erkrankten
Erstelldatum20.04.2020
Das Landratsamt Emmendingen gibt Zahlen zu den Genesenen bekannt. Dr. Juliane Elsässer, ehemaige Leiterin des Emmendinger Gesundheitsamtes, ruft die ehemaligen Patienten direkt an.
Das Landratsamt gibt seit dem ersten Coronafall von Ende Februar täglich die Zahl der neuen Infektionen und die Gesamtzahl der Coronafälle bekannt. Die Zahl der Genesenen wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) durch einen so genannten Algorithmus mit einer mathematischen Formel errechnet. Bei den auf diese Weise ermittelten Zahlen handelt es somit um eine Schätzung, da die genaue Genesung durch eine Symptomfreiheit der ehemals Erkrankten nicht nachgeprüft wird. So gibt es Patienten, die auch nach zwei Wochen noch nicht vollständig gesund sind. Das Landratsamt Emmendingen hat deshalb zur Feststellung der Anzahl der Genesenen einen anderen Weg gewählt und nimmt mit den ehemals Erkrankten direkten telefonischen Kontakt auf, um die Genesung festzustellen.
Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind, gelten nach Kriterien des Robert-Koch-Instituts (RKI) als genesen, wenn seit der Meldung oder dem Auftreten der ersten Symptome mindestens vierzehn Tage vergangen sind und zudem mindestens zwei Tage völlige Symptomfreiheit bestehen.
Diese Personen werden im Landkreis Emmendingen im Auftrag des Gesundheitsamtes von Dr. Juliane Elsässer, der langjährigen früheren Leiterin des Emmendinger Gesundheitsamtes, angerufen.
Zahl der Genesenen zum Stuchtag 31. März 2020
Von den 287 Personen, bei denen bis Stichtag am 31. März 2020 durch einen Labor-Test eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen worden war, gelten nach der Befragung von Dr. Juliane Elsässer 161 Personen nachweislich als genesen. Weitere 16 Betroffene klagten noch über bestehende Restbeschwerden wie anhaltenden Husten, auch befanden sich einige noch in Kliniken. 15 Personen waren in Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben. Die restlichen Betroffenen konnten nicht erreicht werden.
Dr. Juliane Elsässer meldet sich von ihrer Freiburger Wohnung aus in ehrenamtlicher Tätigkeit telefonisch bei den ehemals an Covid-19 erkrankten Menschen. Bereits seit zehn Jahren befindet sie sich im Ruhestand. Ab 1994 hatte sie 15 Jahre lang das Emmendinger Gesundheitsamt geleitet und in dieser Zeit mit der Schweinegrippe und SARS auch einige schwerwiegendere Infektionserkrankungen im Landkreis zu bewältigen. In Freiburg hatte sie 1985 nach dem Auftreten der HIV-Infektionen die Aids-Beratung aufgebaut. Dies alles ist jedoch weder vom Umfang noch von den Auswirkungen mit der Corona-Krise zu vergleichen.
Da es jetzt bei den Corona-Infektionen noch immer darauf ankommt, die Infektionsquellen zu suchen und die Übertragungsketten zu unterbinden, wusste Dr. Juliane Elsässer, welche Mammutaufgabe auf die Gesundheitsämter zukommt. Deshalb hat sie ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen im Emmendinger Gesundheitsamt ihre Unterstützung angeboten. Dieses großzügige Angebot wurde gerne angenommen. „Viele der Angerufenen bedanken sich, dass sich das Gesundheitsamt nach dem ersten Kontakt und der Mitteilung über das positive Testergebnis durch meinen Anruf nochmals bei ihnen meldet und sich nach dem gesundheitlichen Befinden erkundigt“, freut sie sich über die offene Bereitschaft der Genesenen. Viele berichten bereitwillig, wie es ihnen während der Erkrankung und der häuslichen Quarantäne ergangen ist. „Ich habe das Gefühl, dass es den Menschen guttut, wenn sie über ihre Erkrankung und den Verlauf erzählen können“, berichtet sie. „Es gibt auch Telefonate, die länger dauern, meist sind dies ältere Menschen“, berichtet Dr. Juliane Elsässer und erwähnt auch die offenen und zugewandten Telefonate mit Angehörigen von Menschen, die in Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben sind.
Manche Genesene schildern, wie sie nach Bekanntwerden der Coronainfektion ausgegrenzt und regelrecht diskriminiert wurden, weil sie, so der Vorwurf, durch ihr Verhalten eine Seuche eingeschleppt hätten. Als Ärztin kann sie kompetent auf Fragen eingehen, zum Beispiel zur Immunität nach einer überstandenen Coronainfektion. „Die Menschen zeigen eine große Kooperationsbereitschaft und sind auch nach ihrer Genesung bereit, einen Abstand zu anderen Personen einzuhalten“. Bei einigen Genesenen hatte die überstandene Corona-Erkrankung noch einen schönen Nebeneffekt: Einer hat sich als freiwilliger Helfer beim Deutschen Roten Kreuz gemeldet, ein Anderer will Blut spenden, um Coronakranken zu helfen.