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Warmes Frühjahr begünstigt den Borkenkäferbefall
Erstelldatum19.05.2020
Vom Borkenkäfer befallene Bäume müssen schnell aus dem Wald gebracht werden, um Jungkäfern keine Chance zu bieten.
Die ersten Borkenkäfer sind da! Sie stehen in den Startlöchern und werden stehende Fichten im Landkreis Emmendingen befallen. Besonders die beiden Trockenjahre 2018 und 2019 haben dazu geführt, dass sich die Anzahl der Käfer explosionshaft vermehren konnte. „Im milden Winter sind kaum Käfer abgestorben, sie konnten sich zum Teil noch weiterentwickeln. Daher wird diese Wucht von Käfern in diesem Jahr erneut auf die durch die Trockenjahre stark geschwächten Fichten treffen“, erläutert Dr. Martin Schreiner, Dezernent für den Ländlichen Raum und Leiter des Forstamtes im Landratsamt Emmendingen die aktuelle Situation.
Waldbesitzer und Förster haben in den beiden vergangenen Jahren bei der Aufarbeitung der vom Borkenkäfer befallenen Fichten gut zusammengearbeitet. „Alle Waldbesitzer haben mitgemacht und schnell die befallenen Bäume zum Schutz des Waldes gefällt und abgefahren. Das Forstamt hat ein Risikomanagement aufgebaut und danach konsequent gehandelt. Ein Bestandteil davon war die neu eingefügte Borkenkäfer-App“, betont der Forstamtleiter.
In den vergangenen Jahren fielen im Landkreis rund 25.000 Festmeter Käferholz an. Im Gegensatz zu den im Jahr 2019 landessweit gestiegenen Holzmengen blieben die so genannten „Käferhölzer“ im Landkreis Emmendingen auf gleichem Niveau, was das Forstamt als Erfolg der tatkräftigen Arbeit der Waldbesitzer einstuft. Daher waren die Wälder im Landkreis eigentlich gegen eine neue Käferwelle gut. Im Februar haben jedoch der Sturm „Sabine“ und die nachfolgenden Stürme die Wälder sprichwörtlich kräftig durchgerüttelt. Die Bilanz: Hohe Schäden in einzelnen Tälern und Hochlagen.
Weil dieses Sturmholz ein hervorragendes Brutmaterial für die Borkenkäfer darstellt, sind die Waldbesitzer und Förster seit Februar dabei, das Sturmholz aufzuarbeiten. „Dies ist auch rechtzeitig gelungen“, stellt Dr. Martin Schreiner fest. „Durch die Corona-Pandemie ist zeitgleich aber der Holzabsatz fast zum Erliegen gekommen. Große Teile des Holzes wurden in Nass- und Trockenlager gefahren und das restliche Holz gehackt“. Dadurch findet hat der Käfer kaum noch Brutmaterial aus den Sturmresten vor.
Der überaus trockene und warme April mit seinen überdurchschnittlichen Temperaturen und fehlendem Regen hat die Fichten jedoch schon jetzt unter Stress gesetzt: Fichten brauchen Wasser, damit ihr Abwehrmechanismus, die sogenannte Harzbarriere, gegen Käfer funktioniert. „Es kommt jetzt in den nächsten Tagen und Wochen darauf an, dass genügend Regen kommt“, so der Forstamtsleiter. Durch geringen Niederschlag wird der Borkenkäfer zumindest in der ersten Befallswelle ein leichtes Spiel mit den Fichten haben. Er vermehrt sich massenhaft unter der Rinde und der Baum stirbt später ab.
Waldbesitzer und Förster sind derzeit im Wald unterwegs auf der Suche nach braunem Bohrmehl als untrüglichem Zeichen dafür, dass der Borkenkäfer Fichten erfolgreich angegriffen hat. Innerhalb kurzer Zeit müssen diese Bäume gefällt und aus dem Wald gebracht werden, damit die sonst schlüpfenden Jungkäfer nicht weitere Fichten befallen.
Das Land Baden-Württemberg unterstützt besonders die privaten Waldbesitzer in dieser schwierigen Zeit mit verschiedenen Maßnahmen. Im „Notfallplan Wald“ des Ministeriums für Ländlichen Raum ist auch zusätzliches Personal zur Unterstützung vorgesehen. Martin Schreiner ist daher optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass das Ministerium uns bei dieser sehr schwierigen Situation im östlichen Teil des Landkreises personelle Verstärkung im Rahmen des Notfallplanes zusagen wird“.