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Ab jetzt im Halbstundentakt auf der Elztalbahn bis Elzach
Erstelldatum13.11.2021
Die Bauarbeiten sind abgeschlossen: Ab Sonntag, 14. November 2021 fahren die Züge auf der Elztalbahn wieder von Freiburg bis Elzach.
Konfettiregen für die Elztalbahn: Seit diesem Wochenende fährt die Elztalbahn wieder von Freiburg bis Elzach – und das künftig in den Hauptverkehrszeiten im Halbstundentakt durchgängig bis Elzach. Nach 20 Monaten Bauzeit wurde die Strecke heute freigegeben, ein Sonderzug mit den Ehrengästen traf am Vormittag in Elzach ein. Eltern und Schulkinder protestierten mit Spruchbändern und in der Diskussion mit Landrat Hanno Hurth wegen teilweise längerer Wartezeiten für Schülerinnen und Schüler beim Umstieg vom Zug auf den Bus.
Die 19,4 Kilometer lange Strecke wurde seit März 2020 elektrifiziert und ausgebaut, für den Halbstundentakt war auf der eingleisigen Strecke ein Kreuzungsbahnhof in Gutach erforderlich. Auf der Elztalbahn sind jetzt die neuen komfortablen Talent-3-Elektrofahrzeuge ein Einsatz.
Bei einer gemeinsamen Veranstaltung im Festzelt beim Elzacher Bahnhof haben Verkehrsminister Winfried Hermann, Landrat Hanno Hurth auch als Vorsitzender des Zweckverbands Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF) , Tobias Harms als Vorsitzender der Geschäftsführung der SWEG, Thorsten Krenz als Konzernbevollmächtigter der DB AG für das Land Baden-Württemberg, Landrätin Dorothea Störr-Ritter (Breisgau-Hochschwarzwald), der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn und der Elzacher Bürgermeister Roland Tibi heute die Elztalbahn symbolisch in Betrieb genommen.
Die Bau- und Planungskosten betrugen 85 Millionen Euro, davon übernimmt der Landkreis Emmendingen rund zehn Millionen Euro. Die restlichen Kosten teilen sich der ZRF, der Bund und das Land.
Landrat Hanno Hurth erinnerte beim Festakt an die Geschichte der Elztalbahn und das jetzt abgeschlossene Bauprojekt. „Die Umsetzung verlief nicht störungsfrei und war mit einigen Verzögerungen verbunden. Umso freut es mich heute, das wir unser gemeinsames Ziel erreicht haben“. Vor der Corona-Pandemie nutzten jährlich vier Millionen Fahrgäste die Elztalbahn, deshalb zeigte sich der Landrat zuversichtlich, dass dies wieder erreicht und noch gesteigert werden könne.
Alle Redner betonten die Bedeutung der Inbetriebnahme der Elztalbahn, der gleichzeitig auch das letzte Puzzle beim Ausbau der Breisgau-S-Bahn 2020 ist. Weil es jedoch vor allem auf Strecke Breisach-Endingen-Titisee noch viele Probleme gibt, kündigte Verkehrsminister Hermann noch vor Weihnachten ein Treffen hierzu an. „Wir wollen, dass das heute der Anfang ist für eine noch bessere Breisgau-S-Bahn“, sagte er bei der Festveranstaltung. Dazu gab es heute schon einige Beispiele: Beim Elzacher Bahnhof soll ein moderner Knotenpunkt für die Verknüpfung von Bus und Bahn entstehen, nach der Umsetzung des Nahverkehrsplanes soll jeder Ort mindestens stündlich erreichbar sein und eine Machbarkeitsstudie soll die Weiterführung der Elztalbahn nach Haslach untersuchen.
Gemeinsame Pressemitteilung zur Einweihung der Elztalbahn (PDF-Dokument, 147,49 KB, 13.11.2021)
Rede von Landrat Hanno Hurth zur Einweihung Elztalbahn am Samstag, 13. November 2021 am Bahnhof Elzach
„Als am 19. August 1901 das erste Dampfross schnaufend und zischend in den Bahnhof von Elzach einfuhr, war dies für das gesamte Elztal ein sehr bedeutender Tag“ - so schrieb die Badische Zeitung in einem Artikel über die Einweihung der Elztalbahn vor 120 Jahren. Schnaufend und zischend war gestern, ab morgen fährt die Elztalbahn dank der Elektrifizierung elektrisch - und das mit modernen Fahrzeugen. Durch den Bau des Kreuzungsbahnhofs in Gutach kann zudem ein Halbstundentakt ganztägig bis nach Bleibach und in den Hauptverkehrszeiten bis nach Elzach angeboten werden. An die Züge, die in Bleibach enden, werden Busse nach Elzach und ins
Simonswälder Tal angeschlossen. Vom Bahnhof Elzach geht es mit dem Bus weiter in die Elzacher Ortsteile, in die Gemeinde Biederbach und bis nach Haslach im Kinzigtal.
Sehr geehrter Herr Minister Hermann,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des Bundestages und des Landtages,
sehr geehrte Festgäste,
heute ist ein Festtag für das Elz- und Simonswälder Tal. Der gesamte Landkreis Emmendingen und die Region Freiburg freuen sich und feiern mit Ihnen.
Vor 14 Jahren, am 10. Dezember 2007, haben das Land Baden-Württemberg und der Zweckverband
Regio- Nahverkehr Freiburg die sogenannte Freiburger Erklärung unterzeichnet. In dieser Erklärung
haben wir unser gemeinsames Ziel formuliert, den Schienenpersonennahverkehr in unserem Verbandsgebiet auf Dauer zu stärken. Insbesondere haben wir uns vorgenommen, die Bahnhöfe in unserer Region behindertengerecht auszubauen, das Schienennetz zu elektrifizieren und vor allem das Angebot auf der Schiene entsprechend der Nachfrage deutlich zu verbessern und auszubauen.
Auf dieses Konzept mit dem Namen Breisgau-S-Bahn 2020 haben wir uns mit dem Land verständigt und es in der Folgezeit konsequent umgesetzt. In diesem Konzept waren und sind auch der Ausbau und die Elektrifizierung der Elztalbahn enthalten. Die Umsetzung verlief nicht störungsfrei und war mit einigen Verzögerungen verbunden. Umso mehr freut es mich heute, dass wir unser gemeinsames Ziel erreicht haben.
Um die Bedeutung des heutigen Tages zu würdigen, lohnt ein Blick zurück: So gab es in der 80iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Pläne, die Elztalbahn stillzulegen. Man folgte damit dem Trend der Zeit, sogenannte Nebenstrecken aufzugeben. Erfreulicherweise konnten diese Pläne verhindert werden. Dazu hat mit Sicherheit auch die Einführung der Regiokarte im Jahr 1991 beigetragen, die auch auf der Elztalbahn ganz erheblich die Nachfrage gesteigert hat.
Die Elztalbahn war deshalb auch eine der sogenannten Pilotstrecken beim Vorläuferkonzept Breisgau-S-Bahn 2005. Im Zuge dessen konnten bereits in den Jahren 2002 und 2004 einige Stationen auf der Elztalbahn barrierefrei ausgebaut werden. Parallel dazu wurde das Angebot deutlich verbessert.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Die Fahrgastzahlen hatten sich zwischen 1999 und 2013 mehr als vervierfacht. Vor der Corona-Pandemie nutzten mehr als vier Millionen Fahrgäste im Jahr die Elztalbahn. Diese sehr erfreuliche Entwicklung führte auf der anderen Seite zu Kapazitätsproblemen insbesondere in den Hauptverkehrszeiten. Die Aufnahme des Ausbaus und der Elektrifizierung der Elztalbahn in das Konzept Breisgau-S-Bahn 2020 war deshalb nur folgerichtig. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem heutigen Tag wieder die Zahl der Fahrgäste vor der Corona-Krise erzielen können und eine weitere Steigerung möglich ist.
Die Elztalbahn verbindet das Elz- und Simonswälder Tal mit dem Oberzentrum in Freiburg. Sie muss sich deshalb zwischen Denzlingen und Freiburg in das Gefüge der Rheintalbahn einpassen. Die beiden jetzigen Gleise der Rheintalbahn sind allerdings stark überlastet. Es war und ist daher für unsere Nahverkehrsplaner eine große Herausforderung, die Elztalbahn in die Rheintalbahn einzufädeln. Wir mussten in dieser schwierigen Gemengelage die Zeiten nehmen, die uns die Bahn als Infrastrukturbetreiber vorgegeben hat. Ich bitte daher um Verständnis, dass auch der neue Fahrplan trotz deutlicher Verbesserungen die eine oder andere Einschränkung enthält. Die volle Wirkung wird der Ausbau der Elztalbahn erst dann erzielen, wenn das 3. und 4. Gleis der Rheintalbahn gebaut sind.
Der Ausbau und die Elektrifizierung der Elztalbahn war nur möglich, weil alle Projektpartner bereit waren, hierfür erhebliche Summen zu investieren. Die Baukosten betragen einschließlich der Planungskosten insgesamt rund 85 Millionen Euro. Der Kostenanteil des ZRF beträgt 13 Millionen Euro, davon übernimmt der Landkreis Emmendingen rund 10 Millionen Euro. Die restlichen Kosten werden vom Bund und vom Land finanziert.
Die Damen und Herren Emmendinger Kreisräte haben trotz der hohen Kosten im Jahre 2011 dem Ausbau der Elztalbahn und dem Projekt Breisgau-S-Bahn 2020 einstimmig zugestimmt - ein schönes Zeichen des Zusammenhaltes und der Solidarität innerhalb unseres Landkreises.
Dabei hat sich der Kreistag auch dazu bekannt, auch die Gemeinden, die nicht an der Schiene liegen, besser zu erschließen. Genau dies ist das Thema des Nahverkehrsplans, der in enger Abstimmung mit den Städten und Gemeinden in den vergangenen Monaten fortgeschrieben und im Juli vom Kreistag beschlossen wurde. Geplant ist, dass künftig jede Gemeinde und jeder Ortsteil im Landkreis mindestens im Stundentakt durch die Schiene oder mit einem Bus bedient wird.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
der Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg, also die Stadt Freiburg und die beiden Landkreise
Breigau-Hochschwarzwald und Emmendingen, haben in den vergangenen Jahren mehr als 100 Millionen Euro in das Projekt Breisgau-S-Bahn 2020 investiert. Ein gewaltiger Betrag: Damit könnte man Schulen bauen, Krankenhäuser sanieren und soziale und kulturelle Projekte umsetzen. Trotzdem haben sich die Stadt Freiburg und die beiden Landkreise auf den Weg gemacht, mit dem Projekt Breisgau-S-Bahn den öffentlichen Personennahverkehr in unserer gesamten Region zu stärken.
Für die beiden Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen liegt eines der wesentlichen Motive darin, die ländlichen Räume zu stärken. Sie sind von der demografischen Entwicklung besonders betroffen. Die Erfahrungen früherer Ausbaumaßnahmen zeigen uns: Viele Entwicklungen vollziehen sich vor allem entlang der Schiene. Ich wünsche und bin mir sicher, dass durch das Projekt Breisgau-S-Bahn 2020 viele positive Effekte ausgelöst werden. Die Entwicklung in unseren Städten und Gemeinden wird durch diesen Ausbau nachhaltig gefördert. Nicht zuletzt profitiert aber auch die Stadt Freiburg davon, dass künftig noch mehr Ein- und Auspendler den Zug und nicht das Auto nutzen. Alle miteinander haben wir mit diesem Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrswende und damit zum Klimaschutz geleistet.
Mit der Fertigstellung der Elztalbahn feiern wir heute die letzte Baumaßnahme des Projektes Breisgau-
S-Bahn 2020. Trotzdem ist für uns - und hier darf ich sicher auch für Kollegin Landrätin Störr-Ritter, Herrn Oberbürgermeister Horn und für alle Verbandsmitglieder sprechen - das Projekt Breisgau-S-Bahn 2020 noch nicht abgeschlossen. Oder um es bildlich auszudrücken: Das Puzzle ist noch nicht vollständig. Denn leider bestehen auf der Ost-West-Achse, also der Strecke zwischen Breisach, Endingen und Titisee- Neustadt, immer noch erhebliche betriebliche Mängel. Darüber haben wir in einer außerordentlichen Verbandsversammlung mit Herrn Minister Hermann und Vertretern der DB am vergangenen Mittwoch ausführlich gesprochen. Wir hoffen, dass diese Sitzung eine Initialzündung war für eine gemeinsame Kraftanstrengung, um die notwendigen Verbesserungen auf der Ost-West-Achse zu erreichen und umzusetzen.
Mitte des 19. Jahrhunderts richteten Elztäler Kommunalpolitiker die Forderung an die badische Regierung, die Elztalbahn nicht nur bis nach Elzach, sondern bis ins Kinzigtal nach Haslach zu verlängern.
Inoffiziell ließ man aber wissen, dass man sich zunächst auch mit dem Bau der Bahn bis nach Elzach zufriedengebe. Dieses Ziel wurde bekanntlich 1901 erreicht. Die Weiterführung der Elztalbahn nach Haslach blieb auch in der Folgezeit trotz mancher Initiativen und Bemühungen eine Vision. Die Geschäftsführung des ZRF arbeitet derzeit an einem Folgeprojekt Breisgau-S-Bahn 2030, das wir gemeinsam mit Bund und Land erarbeiten und umsetzen wollen. Darin sollte auch eine Machbarkeitsstudie für eine Verlängerung der Elztalbahn bis nach Haslach im Kinzigtal enthalten sein. Doch das ist Zukunftsmusik. Heute dürfen wir uns erstmal freuen über den Abschluss der Elektrifizierung und den Ausbau der Elztalbahn.
Sehr geehrter Herr Verkehrsminister Hermann,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des Bundestages und des Landtages,
persönlich und auch im Namen des Zweckverband Regio-Nahverkehrs Freiburg und des Landkreises Emmendingen danke ich Bund und Land sehr herzlich für die Förderung der Breisgau-S-Bahn 2020 und insbesondere des Ausbaus der Elztalbahn.
Mein Dank geht auch an die Deutsche Bahn AG für die Umsetzung der Baumaßnahmen; insbesondere bedanke ich mich hier bei der Projektleiterin Frau Peggy Bretfeld und ihrem Team.
Sehr herzlich danke ich auch dem künftigen Betreiber, der SWEG. Bereits während der Bauphase haben Sie ein anspruchsvolles Schienenersatz-Verkehrskonzept ausgearbeitet und den öffentlichen Personennahverkehr im Elztal trotz der Bauarbeiten aufrechterhalten.
Sehr gerne möchte ich auch den Anwohnern der Elztalbahn für ihre Geduld und ihr Verständnis während des langen Ausbaus danken.
Ich danke schließlich allen Damen und Herren Bürgermeistern und Kreisräten im Landkreis Emmendingen, die sich für dieses Projekt über Jahre hinweg erfolgreich eingesetzt haben. Ebenso herzlich danke ich allen Verbandsmitgliedern des ZRF, der Stadt Freiburg und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald für die solidarische Unterstützung.
Nicht zuletzt danke ich den beiden Geschäftsführern des ZRF, Herrn Schade und Herrn Wisser, und dem zuständigen Amtsleiter im Landratsamt Emmendingen, Herrn Anders, für ihr großes Engagement zur Stärkung des ÖPNV in unserer Region.
Ich wünsche der neugestalteten und elektrifizierten Elztalbahn einen regen Zuspruch, allen Fahrgästen wünsche ich weiterhin eine gute Fahrt.