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Onlineveranstaltung informierte über Friedensprojekt "'Tent of Nations" bei Bethlehem
Erstelldatum07.12.2021
49 Teilnehmende informierten sich über den aktuellen Stand auf dem Weinberg der Familie Nassar.
Das Friedensprojekt „Tent of Nations“ mit dem rund 42 Hektar großen Weinberg befindet sich südwestlich von Bethlehem. Es ist fester Bestandteil bei Reisen der Emmendinger Berufsschule GHSE, der Bürger- und Bürgerinnenreise der VHS Nördlicher Breisgau und der Delegationen, die den Partnerlandkreis Drom Hasharon in Israel bereisen.
49 Teilnehmende verfolgten am 2. Dezember das Onlinegespräch der VHS Nördlicher Breisgau und des Landratsamtes mit dem palästinensischen Leiter Daoud Nassar zum Friedensprojekt „Tent of Nations“. Daoud Nassar berichtete von einem ereignisreichen Jahr: Seit über 30 Jahren kämpfen er und seine Familie um Anerkennung des Familieneigentums durch die israelische Militärbehörde. Daoud Nassars Großeltern haben das Gelände 1916 gekauft und ins Grundbuch eintragen lassen, diese Dokumente sind sogar von der israelischen Seite belegt. Seit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 ist das Westjordanland, und damit auch der Weinberg, durch Israel besetzt. Im Jahr 1991 erklärte Israel einen Teil des Gebietes zu israelischem Staatsland. Seit dieser Zeit wehrt sich die Familie Nassar gerichtlich gegen den Anspruch und befindet sich mit dem Weinberggelände mittlerweile umringt von 5 israelischen Siedlungen. Nassar berichtete von Übergriffen durch Nachbarn in diesem Frühjahr, es wurden Bäume und die Solaranlage geschädigt. Weiterhin hat ein Brand im Mai 2021 über 1.000 Bäume und Weinstöcke zerstört. „Über 480 Olivenbäume wurden vernichtet. Auch wenn wir neu pflanzen, ein Olivenbaum braucht viele Jahre, um zu wachsen. Aber so ist auch unser Weg zur Gerechtigkeit, er dauert lange, aber wir fallen nicht um, sondern setzen weiter auf Glaube, Hoffnung und Liebe“, erklärt Daoud Nassar. Gemeinsam mit seiner Frau engagiert er sich für Frauen- und Friedensprojekte, um über Bildungs- und Kreativangebote Selbstbewusstsein und Verständnis für Andere zu ermöglichen. Unter dem Motto „Wir weigern uns Feinde zu sein“, kommen regelmäßig Jugendliche aus verschiedenen Ländern zur gemeinsamen Arbeit auf dem Weinberg zusammen, auch wenn die Corona-Pandemie diese Art der Zusammenkünfte aktuell verhindert.
Beim Onlinegespräch berichtete Sophie Latkowski, Abiturientin der GHSE, von ihrem Weinberg-Besuch im Jahr 2018 im Rahmen des Schüleraustauschs. In Erinnerung blieben ihr vor allem die fröhliche Atmosphäre, das Miteinander und die bereichernde Aufgabe, selbst einen Olivenbaum als Zeichen der Hoffnung und des Friedens pflanzen zu können. Sophie Latkowski steht nach wie vor in Kontakt mit ihren israelischen und palästinensischen Austauschpartnern. Genau das ist das Ziel der Familie Nassar: „Tent of Nations“ soll Begegnungen, Versöhnung und Frieden zwischen Menschen verschiedener Religionen und Nationen zu ermöglichen. Für die Familie Nassar steht am 13. Dezember ein Termin mit der israelischen Militärregierung bevor. An diesem Gerichtstermin geht es darum, dass die Registrierung des Weinberggeländes durch die israelische Militärverwaltung nach der Neuvermessung fortgesetzt werden soll. Die Teilnehmenden des Onlinegesprächs wünschten hierfür von Herzen viel Erfolg.