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Das Kreisarchiv stellt in diesem Jahr jeden Monat eine der Burgen näher vor
Erstelldatum02.02.2022
Vermutlich gab es im Landkreis Emmendingen im Laufe der Jahrhunderte über 100 Burgen.
In diesem Jahr stellt das Kreisarchiv jeden Monat eine Burg im Landkreis Emmendingen auf der Webseite des Landratsamts in Wort und Bild vor (hier geht es zu der Seite). Bisher waren das im Januar die Hochburg bei Emmendingen und im Februar die Burg Lichteneck bei Hecklingen. Zudem wird sich eine kleine Veranstaltungsreihe in Form von Vorträgen und Exkursionen, deren Termine momentan noch nicht feststehen, dem Thema Burgen widmen.
Burgen stellen eine eigenständige Bauform des Mittelalters dar. Sie fungierten als Wohnsitz und Herrschaftszentrum adliger Familien, dienten dem Bedürfnis der Repräsentation und erfüllten geostrategische und militärische Zwecke. Die meisten heute noch als Ruinen erhaltenen Anlagen stammen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert und gehören in die Blütezeit dieser Architektur. Häufig wurden sie auf Höhenlagen errichtet, beispielsweise auf einem Bergsporn mit auf drei Seiten steil abfallenden Hängen, wobei die gefährdete Bergseite zusätzlich gesichert werden musste.
25 Burganlagen sind nachweisbar
Im Landkreis Emmendingen sind 25 Burganlagen durch archäologische Befunde oder Belege in schriftlichen Quellen nachweisbar. Darüber hinaus konnte die Forschung rund 80 weitere Plätze identifizieren, an denen ein Burgenbau wahrscheinlich oder möglich erscheint. Auch wenn kein aufgehendes Mauerwerk mehr vorhanden ist, kann man Burgen auf die Spur kommen. So liefert die Geländeform Hinweise, etwa künstlich aufgeschüttete Hügel oder Wall- und Grabenanlagen, die auf Luftbildern erkennbar sind oder anhand von Geländemodellen auf der Grundlage von flugzeuggestützten Laserscans der Landschaft (LIDAR) dargestellt werden können. Mittels geophysikalischer Prospektionen (geoelektrische und geomagnetische Kartierung, Bodenradar) lassen sich Strukturen im Boden abbilden. Im Rahmen von Ausgrabungen geben Fundamentreste, Ziegelfragmente oder Mörtelreste Aufschluss über die frühere Bebauung. Anhaltspunkte ergeben sich auch durch Schriftquellen, Flurnamen, historische Gemarkungspläne und ältere bildliche Darstellungen.
Die ältesten Burganlagen im Landkreis Emmendingen stammen vermutlich aus dem 11. Jahrhundert, z. B. die heute abgegangenen Burgen in Nimburg und Kenzingen. Manche Anlagen wurden bereits im Spätmittelalter wieder aufgegeben und verfielen. Andere wie die Hochburg und die Kastelburg wurden noch in der Frühen Neuzeit als Verwaltungssitz genutzt.
Wiederholt Schauplatz kriegerischer Ereignisse
Militärtechnische Entwicklungen zeigen sich am Ausbau der Anlagen zu Bastionen im 16. und 17. Jahrhundert, als das Oberrheingebiet wiederholt Schauplatz kriegerischer Ereignisse war. Ein prägnantes Beispiel dafür ist die Hochburg. Infolge dieser Kriegseinwirkungen wurden alle bestehenden Festungsanlagen, in denen noch Mannschaften stationiert waren, zerstört. Im 19. Jahrhundert wurden die Ruinen als Baudenkmale und touristische Ausflugsziele wiederentdeckt. Erste Sicherungsmaßnahmen erfolgten, Rekonstruktionsversuche wurden durchgeführt und teilweise auch baulich umgesetzt. Diese häufig irreversiblen und unzureichend dokumentierten Eingriffe in die historische Bausubstanz entsprechen nicht den Anforderungen des modernen Denkmalschutzes. Allerdings ist die Erforschung und Erhaltung der Burganlagen im Sinne der Denkmalpflege aufwendig und kostspielig. Ohne das ehrenamtliche Engagement der Burgenvereine, die Spenden sammeln, konservatorische Arbeiten erledigen, Wege und Gelände pflegen und Veranstaltungen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit organisieren, ließe sich diese Daueraufgabe nicht bewältigen.