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Pilotprojekt zu den Standortseigenschaften der Kleinprivatwälder erfolgreich abgeschlossen.
Erstelldatum11.05.2022
Entscheidende Hilfe bei der waldbaulichen Beratung angesichts des schnell voranschreitenden Klimawandels.
Nach eineinhalbjähriger Laufzeit wurde ein Pilotprojekt zur Bereitstellung von wichtigen Informationen zu den Standortseigenschaften der Kleinprivatwälder im Mittleren Schwarzwald diese Woche erfolgreich beendet. Mit dem Ergebnis konnte das Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg die Grundlage für die waldbauliche Beratung der Waldbesitzenden erheblich verbessern. „Ziel war es, Besitzer von Privatwald noch besser bei der Frage beraten zu können, welche Baumarten für welchen Standort am besten geeignet sind, besonders angesichts des Klimawandels“, erklärte Martin Schreiner, Leiter des Forstamts des Landkreises Emmendingen, bei einem Vor-Ort-Termin in einem über Obersimonswald gelegenen Privatwald. Dessen Besitzer Thomas Weis, Vorstand der Waldgenossenschaft Schwarzwald, zeigte sich zusammen mit dem Simonswälder Bürgermeister Stephan Schonefeld von dem Ergebnis des Projekts beeindruckt: „Wir können die ermittelten Informationen sehr gut gebrauchen. Allerdings brauchen wir auch weiterhin die gute Beratung unserer Förster, um auf die Veränderungen der nächsten Jahrzehnte richtig reagieren zu können.“
Das Team um Dr. Hans-Gerd Michiels, Leiter des Arbeitsbereichs Standortskartierung an der FVA, fasste für das Projekt verschiedene bereits vorhandene digitale Daten zur Geologie, den Böden, dem Klima und dem Gelände zusammen, verglich die Ergebnisse mit schon vorliegenden Standortskarten im Gemeinde- und Staatswald und entwickelte daraus eine Bodenkarte, deren hohe Genauigkeit sowohl die Forstpraktiker als auch die Waldbesitzer überraschte. Für die Beratung vor Ort durch die Revierförster wurde zudem die Bodenvegetation und der Auflagehumus mit einbezogen. Darüber können Hinweise zur Wasserversorgung und Oberbodenversauerung abgeleitet werden. „Im Landkreis Emmendingen fehlten uns solche Informationen bislang für die 8.500 Hektar Kleinprivatwald im Mittleren Schwarzwald. Mit dem Projekt ist der FVA ein großer Wurf gelungen, der uns sehr helfen wird“, sagte Forstbezirksleiter Frieder Hepperle zufrieden und Förster Arne Koch ergänzte, dass er sich mit den Informationen der erstellten Standortkarte schon jetzt auf die ersten Gespräche mit den Waldbesitzern freue.
Auch für die Pflege der Privatwälder in der Vorbergzone sind solche Informationen wie die auf der neu erstellten Standortkarte wichtig und nach den Erfahrungen aus dem Pilotprojekt auch durchaus herzuleiten. Das griff Freiamts Bürgermeisterin Hannelore Reinbold-Mench in ihrer Funktion als Vorstand der Waldgenossenschaft Schwarzwald – Breisgau e.G. bei dem Vor-Ort-Termin auf: „Wir würden uns sehr freuen, wenn diese wichtige Grundlagenarbeit für die Beratung auch für die Privatwaldbesitzer in der Vorbergzone im Landkreis Emmendingen erstellt und zur Verfügung gestellt werden könnte. Meine Bitte geht daher an das Ministerium, die dafür notwenigen Gelder bereitzustellen.“
Hintergrund:
Herkömmliche Art und Weise hätte Jahrzehnte gedauert
Für beinahe 60 Prozent der knapp 393.000 Hektar Kleinprivatwald in Baden-Württemberg liegen noch keine detaillierten Standortskarten vor. Die Gebietskulisse des Projekts der FVA umfasste insgesamt 20.000 Hektar Kleinprivatwald, neben dem Landkreis Emmendingen auch in den Landkreisen Schwarzwald-Baar-Kreis und Breisgau-Hochschwarzwald. Die Finanzierung erfolgte durch das Ministerium Ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, für die Umsetzung waren das Regierungspräsidium Freiburg, Abteilung Forstdirektion und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg zuständig. Bei der Standortskarte handelt es sich um eine modellierte Prognose von Standortseigenschaften und nicht, wie sonst üblich, um eine in aufwendiger Feldarbeit ermittelte. Wäre die Karte in herkömmlicher Art und Weise erstellt worden, hätte das nicht zuletzt angesichts begrenzter Ressourcen Jahrzehnte dauern können. Für den entscheidenden Schritt bei der waldbaulichen Beratung, nämlich der Frage nach waldökologisch geeigneten oder ungeeigneten Baumarten für die jeweilige Waldfläche, wird die Karte bei der Beratung der Privatwaldbesitzer zukünftig von den Försterinnen und Förstern vor Ort verwendet werden, die bereits dafür geschult worden sind.