Hauptbereich
170 Bäume und 550 Sträucher auf Ausgleichsflächen für L 113
Erstelldatum14.06.2022
Die Pflegepläne für die Ausgleichsflächen, die beim Flurneuordnungsverfahren für den Bau der L 113 entstanden sind, wurden jetzt an Endingen, Sasbach und Wyhl übergeben.
Schon mehr als 15 Jahre fahren die Fahrzeuge auf der schnurgeraden L 113 zwischen dem Kaiserstuhl und Frankreich hin und her. Kein Mensch denkt mehr daran, dass für den Bau dieser Ost-West-Verbindung eines der größten Flurneuordnungsverfahren im Landkreis Emmendingen erforderlich war. Mit der Übergabe der landschaftspflegerischen Anlagen an die Stadt Endingen und die beiden Gemeinden Sasbach und Wyhl, über deren Gebiet die Straßentrasse verläuft, wurde jetzt ein weiteres Kapitel des Flurneuordnungsverfahrens abgeschlossen. Künftig sind diese drei Kommunen für die Pflege und Unterhaltung der Naturflächen zuständig, die als Folge des Baus der L 113 und der Flurneuordnung in diesem Gebiet neu entstanden sind bzw. ökologisch aufgewertet wurden.
In Verhandlungen Nutzungskonflikte vermeiden
3.460 Flurstücke sind in dem rund 900 Hektar großen Gebiet zwischen Kaiserstuhl und Rhein in das Flurneuordnungsverfahren einbezogen. Durch den Flächenverbrauch für die Trasse der L 113 ergaben sich veränderte Zuschnitte und Erreichbarkeiten für Grundstücke und Felder, vor allem für die Landwirtschaft. Im Flurneuordnungsverfahren Sasbach/Wyhl (L 113) bildeten im Jahr 1997 deshalb 994 Grundstücksbesitzer und andere Betroffene die Teilnehmergemeinschaft, um unter Federführung des Amts für Flurneuordnung Lösungen für Nutzungskonflikte zu finden und zu einem guten Ergebnis für Landwirtschaft, Naturschutz und Straßenbau zu kommen.
50 Kilometer neue Feldwege
Mit dem Verfahren sollte der unabdingbare Landverlust auf einen größeren Kreis umgelegt werden, aber auch Nachteile für die Landeskultur vermieden werden zum Beispiel durch Minimierung von Zerschneidungsschäden und die „Neugestaltung“ der Landschaft. Dabei hatten ökologische Aspekte und die Nutzung der Felder und Flächen durch die Landwirtschaft einen hohen Stellenwert. Für diesen Zweck entstanden insgesamt rund 50 laufende Kilometer neue Feldwege. Weil dies wiederum zu Verlusten für die Natur führte, wurden in den drei Kommunen Endingen, Sasbach und Wyhl auf insgesamt elf Hektar Ausgleichsflächen angelegt und gestaltet.
Ein Tümpel für Amphibien
Bisherige Ackerflächen wurden zu Grünland. Feldgehölze, Hecken und Sträucher bieten jetzt neuen Lebensraum für seltene Vögel wie Steinkauz, Feldlerche oder Neuntöter sowie für viele andere Tiere und Pflanzen. In Endingen wurden zum Beispiel Apfel-, Birnen- und Kirschbäume für Streuobstwiesen gepflanzt, in Wyhl waren es Stieleichen und Walnussbäume, in Sasbach dürfen sich Amphibien über neu geschaffene Tümpel und die Aufwertung des Mühlbachs durch die Wiederbelebung eines Altrheinarmes freuen.
Privatleute pflanzen über 600 Bäume
Insgesamt wurden auf den Ausgleichsflächen rund 170 Bäume und etwa 550 Sträucher nach einem zwischen der Flurneuordnungsbehörde, der Naturschutzbehörde des Landratsamtes Emmendingen und der Teilnehmergemeinschaft abgestimmten Konzept angepflanzt. Auf große Unterstützung stießen zwei Baumpflanzaktionen, bei der über 600 Bäume von Privateigentümern auf ihren Grundstücken gepflanzt wurden.
Im Rathaus in Wyhl wurde jetzt die Verantwortung für die Pflege der Ausgleichsflächen von der Teilnehmergemeinschaft offiziell an die Stadt Endingen und die Gemeinden Sasbach und Wyhl übergeben und dokumentiert.
In den für jede der drei Kommunen ausgearbeiteten Plänen ist genau aufgelistet, was auf welcher Fläche wie gepflegt werden muss, wann Bäume und Sträucher zurückgeschnitten werden, wann gemäht werden darf oder dass Schafbeweidung nur im Winter erfolgen soll. In fünf Jahren ist eine Nachschau geplant um zu sehen, wie sich die Flächen entwickelt haben.
Ein Gegenwert für den Pflegeaufwand
Auf die drei Kommunen kommen mit der Pflege Kosten zu: Für Wyhl wird der Pflegeaufwand auf rund 12.000 Euro jährlich geschätzt, in Sasbach sind es rund 8.400 Euro und für Endingen wurden rund 3.800 Euro im Jahr ermittelt. Der Wyhler Bürgermeister Ferdinand Burger brachte es bei der Unterzeichnung der Verträge im Rathaus auf den Punkt: „Es ist zwar keine Freude über die zusätzliche Arbeit, aber wir haben ja auch einen Gegenwert mit den Flächen“.
Am Ende der Übergabe der Pflegepläne an Endingen, Sasbach und Wyhl dankte Janine Jabs, die Leitende Fachbeamtin in der Gemeinsamen Dienststelle Flurneuordnung, für die gute und konstruktive Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren im aufwändigen und umfangreichen Flurneuordnungsverfahren Sasbach/Wyhl (L 113).