Hauptbereich
Ein Forum im Landratsamt für klimagerechte Bauleitplanung
Erstelldatum03.04.2023
Kommunen sollten mit einer Veranstaltungen Anregungen erhalten, wie der Klimaschutz und die Vorbeugung vor Hitze bei der Entwicklung von Baugebieten umgesetzt werden kann.
Der Landkreis Emmendingen ist wie der gesamte Oberrhein von der Sonne verwöhnt – in Zeiten des Klimawandels wird dies jedoch immer zur Schattenseite. Klimaschutz und die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel sind längst auch Thema für die Städte und Gemeinden, vor allem wenn es um Städteplanung und neue Baugebiete geht. Der Landkreis Emmendingen und dessen Klimaschutzmanager Philipp Oswald hatten mit der Klimaschutz- und Energieagentur des Landes Baden-Württemberg (KEA-BW) zu einem Forum für klimagerechte Bauleitplanung ins Landratsamt Emmendingen eingeladen. Mit dieser Veranstaltung sollten die Kommunen für eine klimagerechte Bauleitplanung sensibilisiert werden und Anregungen erhalten. Rund 50 Mitarbeitende aus Bauämtern und Klimaschutzbeauftragte der Städte und Gemeinden des Landkreises, Vertreter von Planungsbüros und Architekten sowie auch einige Rathauschefs kamen zur Veranstaltung. Die Veranstaltung wurde vom Umweltministerium Baden-Württemberg im Programm „Klimaschutz Plus – Wärmewende“ finanziell unterstützt.
Klimaschutz und Klimafolgenanpassung sind eine Gemeinschaftsaufgabe
Hinrich Ohlenroth, Erster Landesbeamter des Landratsamtes und Umwelt-Dezernent für den Bereich Bauen, Naturschutz, Wasserwirtschaft und Bodenschutz betonte, dass es im Eigeninteresse des Landkreises und aller seiner Bürgerinnen und Bürger ist, den Klimaschutz voranzubringen und Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung deshalb eine Gemeinschaftsaufgabe sind. Ein wichtiges Instrument dazu ist die Bauleitplanung auf allen Planungsebenen, insbesondere bei der Bauleit- und Flächennutzungsplanung. Hier können Städte und Gemeinden vielfältige Möglichkeiten nutzen, um eine Vorreiterrolle für eine klimafreundliche Gemeindeentwicklung zu übernehmen.
Luftschneisen und Grünflächen freihalten und nicht bebauen
Warum Klimaschutz unverzichtbar geworden ist, erläuterte Professor Jürgen Baumüller, Lehrbeauftragter an der Universität Stuttgart in einem Impulsreferat. Er skizzierte die Auswirkungen des Klimawandels vor allem für das Rheintal, ein Gebiet mit der höchsten Temperaturerwärmung in Deutschland. Zunehmende Erwärmung mit mehr Hitzetagen und mehr warmen Nächten machen nicht nur älteren Menschen zu schaffen. Wer in Tropennächten schlecht schläft, ist weniger leistungsfähig. Hitzewellen und deren Folgen führen zu Minderleistungen und damit Einbußen für die Wirtschaft. Hitze sorgt für mehr geschädigte Bäume, Ernteverluste in der Landwirtschaft und Probleme bei der Trinkwasserversorgung.
Nicht nur die Trockenheit ist ein Problem, sondern auch die vermehrt auftretenden Starkregen. Seine Forderung: Klimarelevante Flächenin den Gemeinden wie zum Beispiel Luftschneisen oder Grünflächen freihalten und nicht bebauen. Was Kommunen schnell umsetzen können, brachte er auf einen Punkt: Schatten, Schatten, Schatten. Die Pflanzung von Bäumen zeigt bald Wirkung und erhöht so auch die Aufenthaltsqualität an warmen Tagen. Dazu tragen auch Grünanlagen jeder Art bei.
Bevölkerung und Investoren bei neuen Baugebieten beim Klimaschutz mitnehmen
Olaf Hildebrandt, Lehrbeauftragter an der Hochschule für Technik in Stuttgart warb dafür, dass die Kommunen neue Instrumente in der Städte- und Gemeindeplanung wie zum Beispiel die Erstellung von Energienutzungsplanung für Neubaugebiete, kommunale Wärmeplanung oder energetisches Sanierungsmanagement von Quartieren nutzen sollten. Dadurch können Aspekte des Klimaschutzes bei der Bauleitplanung und Entwicklung neuer Baugebiete, aber auch in bestehenden Quartieren oder Sanierungsgebieten berücksichtigt werden. Auch die Solarnutzung und Energiegewinnung durch Photovoltaikanlagen und Nahwärmenutzung sollten immer geprüft werden. Seine Empfehlung bei neuen Baugebieten: Bevölkerung und Investoren „mitnehmen“ und sie zum Beispiel zu einem Bürgerforum für Nachhaltigkeit einladen, dabei auch Fördermöglichkeiten vorzustellen oder mit Bürgerinnen und Bürger bei einem Bestandsgebiet mögliche klimanützliche Sanierungspläne zu diskutieren.
Erfolgreiche Bürgerbeteiligung in Riegel beim Baugebiet Breite III
Welche Vorteile eine erfolgreiche Beteiligung der Bürgerschaft in der Praxis bieten kann stellte der Riegeler Bürgermeister Daniel Kietz am Beispiel des Baugebietes Breite III vor. Dabei spielen Themen wie Wohnen und Leben im Alter, Gesundheit, Energie, Nahversorgung und Kimaschutz im Mittelpunkt standen. Ein Informationsabend und eine Bürgerwerkstatt mündeten in vielen Ideen und Impulse von Riegeler Bürgerinnen und Bürgern und flossen direkt in die Planung des Neubaugebietes ein. So entstand ein „Klimapositives Baugebiet“, das auf innovative Weise mehr Energie erzeugt als es verbraucht und durch Integration von Grün- und Wasserflächen ein hochwertiges Wohnumfeld auch in Zeiten des Klimawandels bietet. Zur Finanzierung des umfangreichen Beteiligungsprozesses hat Riegel Fördermittel in Anspruch genommen.
Klimacheckliste für Bebauungsverfahren in Emmendingen
Ein weiteres Beispiel stellte Rüdiger Kretschmer, Fachbereichsleiter für Planung und Bauen bei der Großen Kreisstadt Emmendingen vor. Zur Umsetzung des Klimaschutzes wurde beim Baugebiet „Elzmättle“ Gebäudeenergiestandards und Versorgungsmöglichkeiten mit Erneuerbaren Energien untersucht, aber auch wie sich die Flächen erhitzen und welche Wirkung die Pflanzung von Bäumen hat, die eine entscheidende Rolle beim Thema Hitze spielen. Aufbauend auf diesen ersten Erfahrungen bei der Entwicklung eines klimaneutralen Baugebiets entstand eine Klimacheckliste, die nun bei allen künftigen Bebauungsverfahren angewendet werden soll. Dass sich auch mit einfachen Mitteln viel für den Klimaschutz und die Klimaanpassung machen lässt, zeigt das Beispiel des als Inklusionsprojekt geplanten Quartiers „Dreikönig“ in Emmendingen. Es wurde gemeinsam mit einem Investor entwickelt und sieht eine Bebauung mit Gebäuden mit geringem Wärmebedarf, Integration von erneuerbaren Energien und Dach- und Fassadenbegrünung vor. Diese Beispiele zeigen, dass eine klimaneutrale Bauleitplanung möglich ist und dass die so gestalteten Baugebiete wichtige Bausteine für eine insgesamt klimafreundliche Gemeindeentwicklung darstellen.
Landkreis will Vorreiterrolle beim Klimaschutz in der Bauleitplanung weiter ausbauen
Zum Abschluss des Forums für klimagerechte Bauleitplanung betonte der Klimaschutzmanager des Landkreises, Philipp Oswald, dass das Landratsamt Emmendingen die Städte und Gemeinden des Landkreises bei der Entwicklung klimaneutraler, klimaresilienter und nachhaltiger Baugebiete unterstützt, um damit seine Vorreiterrolle beim Klimaschutz n der Bauleitplanung in den nächsten Jahren weiter auszubauen.