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Burg Landeck
Historischer Überblick
Die Burg Landeck oberhalb des gleichnamigen Dorfs wurde um oder bald nach der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet. Anlässlich einer Herrschaftsteilung der Herren von Geroldseck im Jahr 1277 wird sie erstmals erwähnt. In jener Zeit versuchte die Adelsfamilie, welche ihren Herrschaftsschwerpunkt in der Ortenau hatte und von 1260 bis 1263 den Bischof von Straßburg stellte, ihren Einfluss am südlichen Oberrhein auszudehnen. Die Herren von Geroldseck konkurrierten mit den Markgrafen von Hachberg und den Grafen von Freiburg um die Macht im Breisgau. In der Folge kam es 1298 zur Belagerung der Burg Landeck durch den Grafen Egen und die Bürger von Freiburg. Bald darauf verkaufte Heinrich von Geroldseck die Burg an die Johanniter in Oberdeutschland, die sie wenige Tage danach im Rahmen eines Gütertauschs dem Freiburger Bürger Johannes Snewelin überließen. Diese Transaktion stieß jedoch auf Widerstand seitens Walters von Geroldseck, des Bruders des Verkäufers, der ein Vorkaufsrecht besaß. 1301 schloss König Albrecht Frieden zwischen den Kontrahenten, wobei Snewelin von der Stadt Freiburg unterstützt wurde. Diese befand sich damals im Konflikt mit ihrem Stadtherrn Graf Egen und hatte ein Interesse an Stützpunkten im Umland. Tatsächlich führte der Graf in einer Klageschrift unter anderem an, dass die Freiburger sein Dorf Teningen überfallen und die erbeuteten Waffen nach Landeck gebracht hätten.
In den folgenden Jahren lassen sich allerdings nicht Angehörige der Familie Snewelin als Inhaber der Burg nachweisen, sondern der elsässische Adlige Heinrich von Rappoltstein, ein Cousin der Geroldsecker. Heinrich und seine Frau Elisabeth von Üsenberg stifteten 1315 eine Altarpfründe in der Burgkapelle. Wie die Landeck in ihren Besitz kam, ist unklar. Mitte des 14. Jahrhunderts hatte ein Familienzweig der Snewelin die Landeck dann nachweislich inne und benannte sich nach ihr. Gegen Ende des Jahrhunderts traten die Besitzer einen Teil der Burg ihren Verwandten, den Snewelin von Wieseneck, ab. Später stand die Landeck unter der Lehensherrschaft der Markgrafen von Baden, welche die Burg 1511 von Sebastian Snewelin aufkauften. Im Bauernkrieg wurde die Landeck zerstört, diente aber noch im 17. Jahrhundert militärischen Zwecken.
Baugeschichtlicher Überblick
(Die Zahlen in Klammern finden sich auf dem Grundrissplan wieder)
Die Burg Landeck liegt in der Vorbergzone des Schwarzwalds, mitten im gleichnamigen Dorf, einem Ortsteil von Teningen. Ein Halsgraben (1), durch den heute die Freiämter Straße führt, trennt das auf einem Felssporn gelegene Burgareal von einem Hang (bzw. Lössplateau), der zum Schwarzwald hin schwach ansteigt. Die Anlage gliedert sich in eine Oberburg (2) und Unterburg (3), zwischen denen ein Abschnittsgraben (4) verläuft, der die beiden Areale voneinander trennt und ursprünglich wohl eher als Rechtsgrenze denn als Verteidigungsgraben fungierte.
Den Zugang (5) zur gesamten Burganlage könnte ein Tor an der nordwestlichen Ecke der Unterburg eröffnet haben, das noch in Resten erhalten ist (13. Jahrhundert). Der Eingang (6) zum Hof der Oberburg erfolgte möglicherweise über eine Wegerampe innerhalb eines Zwingers am Westrand des Gebäudes, von dem ebenfalls noch Mauerreste zeugen. Die obere Burg gliedert sich in einen Palas (7) und eine Ringmauer (8), deren östlicher Teil noch bis zur Höhe des einstigen Wehrgangs (9) erhalten ist. Die Ringmauer bildet drei Wände des Palas und umschließt den Burghof (10). Mauerreste weiterer Bauten und Geländestufen lassen vermuten, dass dieser mehrfach unterteilt gewesen war.
Von der oberen Burg blieb die östliche Giebelwand des Palas fast vollständig erhalten. Sie zeigt, dass das Gebäude ursprünglich über zwei Obergeschosse, einen Unterbau mit Erdgeschoss und einen Keller verfügte. Auch Ostwand und Südwand sind in Teilen erhalten, ebenso die Nordwand. In der Ostwand (Giebelseite) sind zwei Bauphasen zu erkennen. In der ersten Phase bestand die Ringmauer mit integriertem Gebäude. In der zweiten Phase um oder nach 1300 wurde das Gebäude im Innern abgebrochen und eine neue Südwand errichtet, zugleich der Giebel im Osten erhöht und einige ältere Öffnungen vermauert. Auch die Nordseite wurde im Innern sekundär verstärkt. Durch diese Baumaßnahmen entstand der Palas in seinem heutigen Erscheinungsbild. Das Mauerwerk der Oberburg besteht vorwiegend aus Bruchsteinen; nur die Ecken des Palas sind teilweise in eine Quaderung aus Buntsandsteinen gefasst. Im Gemäuer zeichnen sich neben mehreren Tür- und Fensteröffnungen unterschiedlicher Funktion im ersten und zweiten Obergeschoss ein Aborterker im ersten Obergeschoss in der Ostwand sowie mehrere Kamine (zwei in der Nordwand und einer in der Ostwand) ab.
Auch in der unteren Burg ist der Palas (11) das dominierende Bauwerk, der an einen älteren Baukörper (heute die Burgkapelle) angebaut wurde. Im Osten des Areals gelegen, bildet seine Ostwand zugleich die stärker befestigte Außenseite. Die Fassade der Westwand mit Eingangsportal und Fenstern zeigt in Richtung Burghof. Im Vergleich zur Oberburg weist der Palas der unteren Burg zwar eine geringere Gesamthöhe, dafür aber eine größere Grundfläche auf. Er gliedert sich in ein Kellergeschoss (mit Zugang von Norden unter der Burgkapelle hindurch) und zwei Hauptgeschosse, die an der nördlichen Giebelwand vermutlich durch eine Wendeltreppe miteinander verbunden waren. Die Fensterfronten sind zum Teil noch gut erhalten. Mehrere Kamine sind in die Mauerstärke integriert. Das Mauerwerk der unteren Burg besteht ebenfalls vorwiegend aus Bruchsteinen, die Fenster (z. T. mit Sitznischen) und Ecken des Palas, sowie die bauplastischen Elemente sind mit Quadern aus Buntsandstein eingefasst.
Das Gebäude der Burgkapelle (12) schließt nördlich an den Palas an und bildet einen Querriegel dazu. Der Chor der ehemaligen Kapelle ist anscheinend nachträglich in einen östlich angebauten Flankierungsturm integriert. Die Innenausstattung der Burgkapelle besteht aus einem hohen gotischen Chorbogen, Ansätzen eines Kreuzrippengewölbes, das auf Kämpferplatten ruht und mit Konsolfiguren und einer verzierten Sakramentsnische ausgestattet ist (13. Jahrhundert). Den Zugang zur Kapelle bzw. auf eine Galerie ermöglichten Türöffnungen vom Burghof und von zwei Ebenen des Palas aus. Dem Gebäudekomplex Palas/Kapelle war westlich ein geräumiger Burghof (13) vorgelagert. Von der ihn umgebenden Ringmauer (14) und der ehemaligen Innenbebauung sind nur noch wenige Spuren (Sockelmauer eines Gebäudes) erhalten. An der Westseite der Unterburg wurden im Mittelalter zu deren statischer Sicherung aufwändige Stützkonstruktionen errichtet.
Westlich der unteren Burg befindet sich ein ummauertes Vorburgareal mit einem kleinen Schalenturm (15. Jahrhundert), an das sich wiederum westlich und südlich Bereiche anschließen, in denen das im 13. und 14. Jahrhundert bezeugte „stettelin“ (ein Wohnplatz) vermutet wird: „das stettelin, das da lit vor der burg ze Landegge“ (1300).
Literatur:
Allgeier, Rudi: Die Snewelin von Landeck 1300-1620, in: Schmidt, Peter (Hrsg): Teningen. Ein Heimatbuch, Teningen 1990, S. 121-136.
Bender, Helmut, Knappe, Karl-Bernhard, Wilke, Klauspeter: Burgen im südlichen Baden, Freiburg im Breisgau 1979, S. 104-109.
Butz, Eva-Maria: Adlige Herrschaft im Spannungsfeld von Reich und Region. Die Grafen von Freiburg im 13. Jahrhundert, Bd. 1, Freiburg i. B. 2002.
King, Stefan: Burgruine Landeck, Gemeinde Teningen. Ostwand des Palas der Oberen Burg, Ergebnisse der Bauforschung, in: Beck, Erik u. a. (Hrsg.): Burgen im Breisgau. Aspekte von Burg und Herrschaft im überregionalen Vergleich, Ostfildern 2012, S. 343-348.
Stahmann, Christian: „Einst ein berühmter Wallfahrtsort...“. Zur Geschichte des Wöpplinsberges und der Burgkaplanei Landeck im 12. bis 14. Jahrhundert. In: ›s Eige zeige‹. Jahrbuch des Landkreises Emmendingen für Kultur und Geschichte 21 (2007), S. 57-90.
Wagner, Heiko: Beiträge zur Baugeschichte der Burg Landeck, in: Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung 5 (2002), S. 9-23.
Wagner, Heiko: Burgenführer Oberrhein. 66 Burgen von Karlsruhe bis Basel, Stuttgart 2003, S. 90-92.
Wagner, Heiko: Landeck bei Teningen, in: EBIDAT – Die Burgendatenbank.
Zettler, Alfons, Dennig-Zettler, Regina: Landeck (Teningen, EM), in: Zettler, Alfons, Zotz, Thomas (Hrsg.): Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau, I. Nördlicher Teil, Halbband L-Z, Ostfildern 2006, S. 257-271.