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Historischer Überblick
Die Burg Lichteneck wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vermutlich von Graf Konrad I. von Freiburg errichtet, der mit den Herren von Geroldseck und den Markgrafen von Hachberg um die Vorherrschaft im Breisgau konkurrierte und sich das Erbe der Grafen von Nimburg sichern konnte. Dazu gehörte wohl unter anderem das Dorf Hecklingen. Im Jahr 1290 war die Lichteneck nachweislich im Besitz der Grafenfamilie. Damals überließ Egen I. die Burg seinem Sohn Konrad II., der sie seiner Frau Katharina von Lothringen als Mitgift überschrieb. Nach Konrads Tod im Jahr 1350 fiel die Herrschaft an Friedrich, seinen Sohn aus erster Ehe. Der jüngere Sohn aus zweiter Ehe Egen II. sicherte sich die Burgen Lichteneck und Nimburg, die zwischenzeitlich seiner Mutter Anna von Signau überlassen worden waren. Als Friedrich 1356 starb, trat seine Tochter Klara, die Frau des Pfalzgrafen Götz von Tübingen, das Erbe an, konnte sich aber nicht gegen ihren Onkel Egen behaupten und musste ihm zwei Jahre später die Herrschaft Freiburg verkaufen. Dafür erhielt sie unter anderem die Burg Lichteneck als Pfand. Im Bündnisvertrag, den die Pfalzgräfin in demselben Jahr mit den Bürgern von Freiburg schloss, verpflichtete sie sich, die Burg zuerst dem Grafen und dann dem Rat der Stadt anzubieten, falls sie die Lichteneck weiterveräußern würde. Doch Klara nahm mit ihrer Familie ihren Wohnsitz auf der Burg und gelangte nach dem förmlichen Verzicht ihres Onkels im Jahr 1368 ganz in den Besitz der Herrschaft Lichteneck, zu der neben der Burg die Dörfer Hecklingen und Forchheim und weitere Rechte gehörten. Durch die Eheschließung zwischen Klaras Sohn Konrad und Verena, der Tochter des reichen Martin Malterer aus Freiburg, verfügte die pfalzgräfliche Familie über die nötigen Mittel zum Ausbau ihrer Herrschaft. In der Folgezeit erwarb sie unter anderem die Herrschaft Burkheim, die Herrschaft Limburg mit dem Dorf Sasbach, Lehen der Herzöge von Österreich, und einen Anteil an Riegel. In einem Schiedsspruch aus dem Jahr 1436 ist von einem Brand auf der Burg Lichteneck die Rede, bei welchem Urkunden vernichtet worden waren. Dieses Ereignis wird mit der Fehde gegen die Herren von Geroldseck in Verbindung gebracht, in die Graf Konrad II. von Tübingen als Gefolgsmann des Markgrafen Jakob von Baden involviert war und in deren Verlauf 1433 das Dorf Forchheim verbrannt wurde.
In den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts trat Graf Konrad IV. von Tübingen-Lichteneck in die Dienste Herzogs Ulrich von Württemberg, nachdem er sich mit ihm in Güterstreitigkeiten geeinigt hatte. Zum Missfallen der vorderösterreichischen Landesherrschaft wurde Konrad lutherisch und beteiligte sich an der Seite des Württembergers 1546 am Schmalkaldischen Krieg. Zur Strafe besetzten die Habsburger die Herrschaft Lichteneck, beschlagnahmten die Besitzungen des Grafen und zogen die Herrschaft Burkheim ein. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg ausgebaut, so dass während des Dreißigjährigen Kriegs eine kaiserliche Besatzung von 80 Mann aufgenommen werden konnte. 1632 eroberten die schwedischen Truppen auf ihrem Zug durch den Breisgau die Burg. In jenem Jahr starb Graf Konrad Wilhelm von Tübingen, zwei Jahre später sein Bruder Georg Eberhard. Sie hinterließen keine männlichen Nachkommen. Während die Lichteneck umkämpft war, wiederholt von den Kaiserlichen zurückgewonnen und wieder an die Gegner verloren wurde, lebte Konrad Wilhelms Witwe mit ihrer Tochter Elisabeth Bernhardina in Straßburg. Die Erbin und ihr Ehemann Karl von Salm-Neuburg verkauften die Herrschaft Lichteneck mit der Burg schließlich im Jahr 1660 an den Freiherrn Johann Heinrich von Garnier. Dieser war aufgrund seiner militärischen Verdienste von Kaiser Ferdinand III. in den Adelsstand erhoben worden und amtierte seit 1659 als Statthalter der vorderösterreichischen Lande im Breisgau. 1675 im sogenannten Französisch-Holländischen Krieg bombardierten französischen Truppen die Burg, bis sich die dort stationierte kaiserliche Besatzung ergab. Nach der Einnahme wurde die Lichteneck in Brand gesteckt und nicht mehr aufgebaut.
1721 starb der letzte männliche Angehörige der Familie von Garnier, seine Witwe schenkte die Herrschaft Lichteneck daraufhin dem Grafen Hannibal Maximilian von Schauenburg. Dessen Sohn veräußerte das Dorf Hecklingen mit der Ruine Lichteneck an den Freiherrn Johann Georg von Grechtler, der beides 1774 an den Grafen Karl Anton von Hennin verkaufte, welcher lange Jahre in Diensten des Markgrafen von Baden gestanden hatte und in Hecklingen das sogenannte Untere Schloss errichten ließ. Bis 1985 verblieb die Lichteneck im Besitz der Grafenfamilie und auch heute befindet sie sich in Privatbesitz. Von 1987 bis 2001 fanden umfassende Restaurierungsmaßnahmen und archäologische Untersuchungen statt.
Baugeschichtlicher Überblick
(Die Zahlen in Klammern finden sich auf dem Grundrissplan wieder.)
Die Burg Lichteneck liegt im Bereich der sogenannten Riegeler Pforte, oberhalb von Hecklingen, der Rheinebene zugewandt. Der Bauplatz bildet das Gegenstück zum Riegeler Burgberg, zu dem Sichtkontakt besteht. Von der Burg aus konnte die unterhalb verlaufende Handelsstraße sowie der alte Elzübergang kontrolliert werden.
Der Burg nördlich vorgelagert war eine Bastion (1) aus dem 16. Jahrhundert, von der noch Mauerreste mit zwei überwölbten Schießkammern zeugen. Das Lössplateau östlich dieser Befestigung diente wohl ursprünglich als Vorburg, wurde aber später Teil der genannten Bastion.
Südlich etwas tiefer schloss die Hauptburg (2) an, der sowohl zwei Gräben (3) als auch dazwischen ein Vorwerk (4) mit nach Westen gerundetem Abschluss vorgelagert waren. Über eine heute moderne Pfeilerbrücke (5) und den Halsgraben (Tiefe 11 m, Breite 6 m) gelangte man in die eigentliche Anlage.
Die Hauptburg der Ruine weist einen fast quadratischen Grundriss auf mit Seitenlängen von ca. 30 m. Sie war von einer Mantelmauer (6) umgeben, die insbesondere im Osten, entlang der Hangseite, im Unterbau zusätzlich stark befestigt worden war (Stärke Mauer: 2-3 m).
In der Ostmauer befand sich in etwa 25 m Höhe ein heute mit Backsteinen verfüllter Gang, der zugleich die oberste Wehrebene (Breite: 2,5 m) und damit vermutlich den Abschluss der Umfassungsmauer bildete. Das Mauerwerk setzte sich aus grob gebrochenen Kalksteinquadern zusammen, zwischen denen regelmäßig Lagen aus Backsteinen eingefügt worden waren. Auf den Wetter abgewandten Seiten sind noch Putzreste sichtbar, die eine ursprüngliche Verkleidung der Außenwände vermuten lassen.
Über die Pfeilerbrücke und den Eingang im Norden gelangte man in einen kleinen, fast rechteckigen Burghof (7), der von mehreren Gebäuden umstanden war. In der Südostecke befand sich ursprünglich wohl ein unterkellerter Turm oder turmartiger Palas (8), der neben der Mantelmauer den ältesten Bauteil der Anlage darstellt (13. Jahrhundert).
Im 16. Jahrhundert erfolgten mehrere Umbauten, darunter ein Neuaufbau und eine Ausweitung des Palas, der sich nun entlang der gesamten Ostseite zog (Grundfläche 16,2 x 6 m). Konsolsteine u. a. belegen, dass dieses Gebäude wohl ursprünglich mehrgeschossig war. Ebenfalls im 16. Jahrhundert entstand ein tonnengewölbter Keller (Tonnengewölbe) unter dem Mittelteil des Palas. Offenbar zeitgleich wurde an dessen Nordwestecke ein Treppenturm (9) errichtet (Durchmesser: 2,3 m).
Im Süden des Burghofs befanden sich ein Küchenbau (10) und ein weiterer Treppenturm (11), durch den die anschließenden Gebäude zugänglich waren.
Im Westteil des Hofes entstand im 15. Jahrhundert ein unterkellerter Wohnbau (12). Das nordwestliche Burgareal liegt heute aufgrund der Absprengung der Nordwestecke und des Wiederaufbaus etwa 2,5 m unterhalb des Hofniveaus.
Quellen
Fürstenbergisches Urkundenbuch. Sammlung der Quellen zur Geschichte des Hauses Fürstenberg und seiner Lande in Schwaben. Bd. 3: Quellen zur Geschichte der Grafen von Fürstenberg vom Jahre 1400-1479, bearbeitet von Sigmund Riezler, Tübingen 1878.
Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050-1515, Bd. 3, bearbeitet von Richard Fester, Innsbruck 1907.
Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. I.2, bearbeitet von Heinrich Schreiber, Freiburg i. Br. 1828.
Literatur
Bender, Helmut, Knappe, Karl-Bernhard, Wilke, Klauspeter: Burgen im südlichen Baden, Freiburg im Breisgau 1979, S. 110-113.
Butz, Eva-Maria: Hecklingen im Mittelalter, in: Foerster, Roland G. (Hrsg.): 850 Jahre Hecklingen. Ein Dorf feiert seine Geschichte, Hecklingen 2000, S. 20-31.
Butz, Eva-Maria: Weiblicher Herrschaftsanspruch zwischen Recht und Realität. Pfalzgräfin Klara von Tübingen als grefin und frovwe zuo Friburg, in: Schau-ins-Land 122 (2003), S. 37-49.
Butz, Eva-Maria, Schomann, Sven: Hecklingen (Kenzingen, EM), in: Zettler, Alfons, Zotz, Thomas (Hrsg.): Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau, I. Nördlicher Teil, Halbband A-K, Ostfildern 2003, S. 186-191.
Flemming, Gerhard: 15 Jahre Restaurierungsarbeit an der Burg Lichteneck. In: Die Pforte, 21./ 22./23. Jahrgang (2001-2003), S. 196-207.
Futterer, Adolf: Die Freiherren von Garnier auf der Herrschaft Lichteneck und deren Beziehungen zum Flecken Riegel (1660-1721), in: Schau-ins-Land (1941), S. 79-116.
Futterer, Adolf: Einkünfte und Besitz der Herrschaft Lichteneck im gemeinteilherrlichen Flecken Riegel unter den Pfalzgrafen von Tübingen und den Freiherren von Garnier 1391-1721, in: Schau-ins-Land 82 (1964), S. 12-46.
Hämmerle, Reinhold: Die lichteneckische Adelsherrschaft in Hecklingen, in: Foerster, Roland G. (Hrsg.): 850 Jahre Hecklingen. Ein Dorf feiert seine Geschichte, Hecklingen 2000, S. 71-78.
Kiewat, Rainer, Die Burg Lichteneck. Ein Breisgauer Wahrzeichen, in: Foerster, Roland G. (Hrsg.): 850 Jahre Hecklingen. Ein Dorf feiert seine Geschichte, Hecklingen 2000, S. 79-85.
Knappe, Karl-Bernhard: Die Burg Lichteneck von ihren Anfängen bis ins Jahr 1356, in: Die Pforte 7/8. Jahrgang (1988), S. 64-75.
Knappe, Karl-Bernhard: Die Burg Lichteneck vom 30jährigen Krieg bis zu ihrem Untergang; Literarische Zeugnisse, in: Die Pforte 7/8. Jahrgang (1988), S. 91-96.
Knappe, Karl-Bernhard: Das Ende der Burg Lichteneck, in: Die Pforte 7/8. Jahrgang (1988), S. 100-129.
Metzig, Andreas: Hecklingen und die Burg Lichteneck in der Frühen Neuzeit, in: Foerster, Roland G. (Hrsg.): 850 Jahre Hecklingen. Ein Dorf feiert seine Geschichte, Hecklingen 2000, S. 32-50.
Schmid, Ludwig: Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen nach meist ungedruckten Quellen, nebst Urkundenbuch. Ein Beitrag zur schwäbischen und deutschen Geschichte, Tübingen 1853.
Setzler, Wilfried: Die Grafen von Tübingen als Herren von Lichteneck 1356-1643, in: Decker-Hauff, Hansmartin, Quarthal, Franz (Hrsg.): Die Pfalzgrafen von Tübingen. Städtepolitik – Pfalzgrafenamt – Adelsherrschaft im Breisgau, Sigmaringen 1981, S. 78-95.
Setzler, Wilfried: Die Grafen von Tübingen als Herren zu Lichteneck. Der Pfalzgrafen von Tübingen Aufstieg und Fall, in: Die Pforte 7/8. Jahrgang (1988), S. 76-90.
von Stackelberg, Hilda: Die Grafen von Hennin des Stammes de Navier, in: Die Pforte 7/8. Jahrgang (1988), S. 138-159.
Wagner, Heiko: Baugeschichte und archäologische Untersuchungen an der Burg Lichteneck (Hecklingen), in: Die Pforte, 21./22./23. Jahrgang (2001-2003), S. 208-227.
Wagner, Heiko: Burgenführer Oberrhein. 66 Burgen von Karlsruhe bis Basel, Stuttgart 2003, S. 94-95.