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Burg Schwarzenberg bei Waldkirch
Historischer Überblick
Die auf dem Nordhang des Kandels in rund 660 m Höhe gelegene Burg Schwarzenberg entstand vermutlich im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts. Die ältesten Funde auf der Burg, Keramik und Überreste eines Kachelofens, können dieser Zeit zugeordnet werden. Ab 1136 benannte sich der Adlige Konrad, Vogt des Reichsklosters St. Margarethen und Gefolgsmann des Herzogs von Zähringen, nach der Burg. Der exponierte Bau sollte seinen Status zur Geltung bringen und diente dem Schutz des Klosterguts im Suggental.
Vor 1215 starben die Herren von Schwarzenberg in männlicher Linie aus. Das Erbe traten die Nachkommen der Adelheid von Schwarzenberg und ihres aus dem Raum Zürich stammenden Mannes Walter von Eschenbach-Schnabelburg an. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts sind Mitglieder der Familie im Breisgau fassbar. Sie nahmen den Namen Schwarzenberg an, bauten die Burg weiter aus, errichteten in 3 km Entfernung die Kastelburg und gründeten die Stadt Waldkirch.
1290 erfolgte eine Herrschaftsteilung, Johann I. von Schwarzenberg erhielt die Kastelburg, sein Neffe Wilhelm die Burg Schwarzenberg. Johann III. von Schwarzenberg-Kastelberg gelangte durch seine Ehe mit Anna, der Erbin des Schwarzenberger Familienzweigs, wieder in den Besitz der gesamten Herrschaft. Nach der Veräußerung der Kastelburg im Jahr 1354 verlegte die Familie ihren Sitz auf die Burg Schwarzenberg.
Vier Jahre später verbündete sich Johann III. mit der Burg und der Stadt Elzach auf unbestimmte Zeit mit den Bürgern von Freiburg, die ihm dafür 300 Mark Silber gaben. Johann verpflichtete sich, den Freiburgern militärische Hilfe zu leisten und ohne ihre Einwilligung die Burg weder einem Herrn zu übertragen und von ihm als Lehen zu empfangen, d. h. eine sogenannte Lehensauftragung zu vollziehen, noch sie jemandem als Lehen zu verleihen oder auf sonst eine Weise zu veräußern. Diese Vereinbarung sollte auch die Nachkommen Johanns binden, doch hielt sie keine zehn Jahre. Johann von Schwarzenberg schloss sich vielmehr 1367 der Allianz um Graf Egen von Freiburg an, der Krieg gegen seine Stadt führte. Im Friedensvertrag von 1368 mussten die besiegten Freiburger Bürger auf alle Abkommen mit dem benachbarten Adel verzichten.
Mitte des 15. Jahrhunderts starben die Herren von Schwarzenberg in männlicher Linie aus. Die Herrschaft fiel an Heinrich von Rechberg zu Hohenrechberg, der mit der Erbtochter Anna verheiratet war. Nach dem Tod Hans Ludwigs von Rechberg kamen Burg und Herrschaft 1542 in den Besitz seines Schwagers Sebastian von Ehingen. Schon damals war die Anlage in keinem guten baulichen Zustand mehr. Zwar belegen Funde, dass die Burg bis ins 16. Jahrhundert bewohnt war, aber die Besitzer residierten wohl vor allem in Elzach. Auch Sebastian von Ehingen ließ sich in der Stadt nieder. Die Burgkapelle verkam unter ihm zu einem Gefängnis. Sebastians Töchter und Schwiegersöhne verkauften die Herrschaft Schwarzenberg im Jahr 1567 schließlich an Erzherzog Ferdinand von Österreich. Die Burg samt Gerichtsrechten, Kriegsmunition und den Wirtschaftsgebäuden wurde auf 4.000 Gulden veranschlagt. Der Habsburger befand, dass sich Reparaturarbeiten bei der baufälligen Anlage nicht mehr lohnten, und erlaubte die Entnahme von brauchbarem Baumaterial.
Baugeschichtlicher Überblick
(Die Zahlen in Klammern finden sich auf dem Grundrissplan wieder.)
Die Burg Schwarzenberg liegt auf einem Bergsporn hoch über dem Elztal auf der Nordseite des Kandel. Die Unterburg (1) mit wenigen erhaltenen Mauerresten befindet sich im Süden des Areals; sie ist durch zwei Halsgräben (2), die als Annäherungshindernisse dienten, von der Hochfläche des Berges und der Oberburg getrennt. Der äußere Graben mit Vorwall zieht sich weiter entlang der gesamten Ostseite der Anlage.
Ein Trümmerhügel in der Oberburg (3) und ein angeschlossener Wall werden als Reste eines Bergfrieds oder Wohnturms (4) mit vorgelagerter Schildmauer gedeutet. Oberhalb des inneren Halsgrabens gelegen, deckte die Turm-Mauer-Kombination die Burg von dieser Seite.
Der Burghof (5) wurde im Westen von einer Ringmauer (6) begrenzt, die wohl einst die gesamte Anlage umgab, heute aber nur noch in Teilen erhalten ist. Am südwestlichen Ende des Areals deutet ein ca. 5 m hohes, schmales Mauerstück den Rest eines Turms (7) an, der aufgrund seiner Lage und dem Fragment eines Torgewändes aus Sandstein, als Zugang zur Burg angesprochen wird; dieser erfolgte ursprünglich über den inneren Halsgraben, bzw. einen zwingerartigen Bereich (Zwinger) unterhalb des Bergfrieds oder Wohnturms.
Von den ehemaligen Baulichkeiten im Norden der Anlage zeugen noch Überreste eines Schalenturms (8) (14./15. Jahrhundert). Das Mauerwerk besteht aus Bruchsteinen, die äußeren Ecken wurden mit Quadern verstärkt. Einige Fensteröffnungen zeigen nach Westen, Norden und Süden, zudem lassen Rücksprünge an den Seitenmauern die Existenz eines oberen Geschosses vermuten. Zwischen diesem Turm und der östlich davon gelegenen Kapelle befand sich ein weiteres Gebäude (9) unbekannter Funktion, das wohl einem Brand zum Opfer fiel.
Der Innenraum der Burgkapelle (10) war ursprünglich in zwei Stockwerke gegliedert. Das noch vorhandene Erdgeschoss scheint in einer älteren Phase, das Obergeschoss in einer jüngeren Phase genutzt worden zu sein. Die Kapelle wurde mehrfach umgebaut. Im östlichen Bereich der kleinen Kirche (Erdgeschoss) befindet sich eine Altarnische mit ehemals rundbogigem Fenster, das später bei einer Verstärkung der Ringmauer zugemauert wurde. Der ursprünglich mit Sandsteingewänden eingefasste Eingang zum Erdgeschoss ist in die Südwand der Kapelle integriert. Fragmente von Bauelementen aus dem Versturz lassen vermuten, dass die obere Kapelle mit Sandsteingewölben (bemalten Sandsteinrippen, Quadern, Verputz) ausgestattet war. Im 16. Jahrhundert wurde das Erdgeschoss zu einem Gefängnis umgestaltet, wozu vermutlich einige Umbauten nötig waren.
Die Funktion des an die Kapelle angrenzenden Gebäudes (11) (15./16. Jahrhundert) ist mangels Grabungen noch nicht eindeutig geklärt. Seine Lage und Größe (12 x 15 m) sprechen dafür, dass es sich um den ehemaligen Palas handelt. Der Zugang befand sich in der südlichen Mauer.
Auch die Funktion der im Süden an den „Palas“ angrenzenden Gebäude (12) (Wirtschaftsgebäude?) konnte bisher nicht festgestellt werden. Sie wurden vermutlich im 14./15. Jahrhundert erbaut. Vieles spricht dafür, dass sie einst zweigeschossig, mit Ziegeln gedeckt und mit Kachelöfen bzw. Feuerstellen versehen waren (Raum 1, 2). Raum 2 konnte vom Hof aus betreten werden, die anderen beiden Räume waren durch diesen zugänglich und mit Fenstern („Blickrichtung“ Burghof) ausgestattet.
Ein in den anstehenden Fels geschlagenes Loch im Norden der „Wirtschaftsgebäude“ wurde als Tiefbrunnen oder Zisterne (13) gedeutet.
Die Anlage dürfte in mehreren Phasen über einen Zeitraum von 450 Jahren erbaut worden sein. Der Bergfried oder Wohnturm im Süden wird als ältester Teil der Burg angesprochen. Er stammt vermutlich aus dem frühen 12. Jahrhundert. Die heutige Ausdehnung der Befestigung wurde wohl erst im Spätmittelalter erreicht. Durch eine nicht fachgerecht dokumentierte Sanierung zwischen 1975-1990 ist die Baugeschichte der Burg im Detail leider nicht mehr rekonstruierbar.
Quellen
Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe 21, Nr. 6795.
Literatur
Bigott, Boris, Haasis-Berner, Andreas: Waldkirch (EM), in: Zettler, Alfons, Zotz, Thomas (Hrsg.): Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau, I. Nördlicher Teil, Halbband L-Z, Ostfildern 2006, S. 470-496.
Haasis-Berner, Andreas: Das Kloster St. Margarethen in Waldkirch. 500 Jahre klösterliches Leben im Elztal, Waldkirch 2017.
Haasis-Berner, Andreas: Die Schwarzenburg bei Waldkirch, in: Stadt Waldkirch (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der Stadt Waldkirch, Band 6: 700 Jahre Stadtrecht Waldkirch 1300–2000, Waldkirch 2000, S. 121–147.
Maurer, Heinrich: Die Burg Schwarzenberg, in: Schau-ins-Land 17 (1891), S. 39-50.
Wagner, Heiko: Burgenführer Oberrhein. 66 Burgen von Karlsruhe bis Basel, Stuttgart 2003, S. 132-133.
Wagner, Heiko: Burg Schwarzenberg, in: EBIDAT – die Burgendatenbank.