Hauptbereich
Koliburg
Name: Koliburg (Ruine)
Gemarkung: Endingen
Gewann: Koliberg
Flurstück: 0-6707-6708, 0-6709/1, 0-6709/2, 0-6710-6711, 0-8058
Typ:Höhenburg
Historischer Überblick
Wann und durch wen die Koliburg auf dem Kohlenberg bei Endingen errichtet wurde, ist nicht bekannt. Der Berg ist vermutlich nach der Familie Koler, einem Zweig der niederadligen Herren von Endingen, benannt. Mitglieder dieser Familie hatten das Schultheißenamt von Endingen inne und hatten in dieser Funktion wohl ihren Sitz auf der Burg. Die Ortsherrschaft besaß zwar das elsässische Kloster Andlau, doch nutzten die Herren von Üsenberg aus dem Breisgauer Hochadel ihre Stellung als Vögte des Klosters aus, um ihre Herrschaft auf Kosten des Konvents zu erweitern. Auch die Koler von Endingen gehörten zu ihren Gefolgsleuten.
Die Großen Colmarer Annalen, die ein Mönch des dortigen Dominikanerklosters Ende des 13. Jahrhunderts verfasste, erwähnen zum Jahr 1278 die Zerstörung der Koliburg, der Burg Zähringen und eines Turms bei Breisach, möglicherweise ist damit die Burg Üsenberg gemeint. Hintergrund dieser militärischen Aktionen waren vermutlich die Auseinandersetzungen zwischen Graf Egen I. von Freiburg und König Rudolf, in welche die Herren von Üsenberg auf Seiten des Königs verwickelt waren.
Im Laufe der Zeit verschlechterte sich das Verhältnis der Adelsfamilie von Endingen zu den Herren von Üsenberg. Diese zogen zu Beginn der 1320er-Jahre mit Hilfe der Endinger Bürger vor die Koliburg und eroberten sie. Der Angriff hing wohl mit Besitzstreitigkeiten zwischen den Üsenbergern und der Familie von Falkenstein zusammen, die von ihren Verwandten, den Herren von Endingen, unterstützt wurden. Zahlreiche Spitzen von Geschossen, die auf dem Burgareal gefunden wurden, zeugen von der Belagerung. Im Verlauf der Kämpfe kamen der Ritter Thomas von Endingen und seine Brüder Johannes und Walter ums Leben. Im Rahmen eines Ausgleichsverfahrens wurde den Herren von Üsenberg unter anderem auferlegt, drei Messen für die Erschlagenen zu stiften. Darüber hinaus mussten sie in den folgenden Jahren der Familie von Endingen verschiedene Zugeständnisse machen.
Die zerstörte Koliburg wurde aufgegeben, die Familie von Endingen ließ sich später in Straßburg nieder. Aus einer Urkunde des Jahres 1421 geht hervor, dass der Kohlenberg samt Burgruine zu jener Zeit ein Lehen des Margarethenklosters in Waldkirch war, Lehensnehmerin war bis Ende des 18. Jahrhunderts die Stadt Endingen, in deren Besitz die Ruine später überging. Im 17. Jahrhundert wurde die Anlage als Feldlager genutzt.
Baugeschichtlicher Überblick
(Die Zahlen in Klammern finden sich auf der Karte wieder.)
Die Koliburg liegt auf einem dem Kaiserstuhlmassiv nördlich vorgelagerten Bergrücken, dem Kohlenberg, heute mitten im Wald. Der Standort ermöglichte einen umfassenden Blick über die angrenzende Oberrheinebene.
Die Burgstelle ist durch Gräben in zwei Bereiche gegliedert: einen südlichen geknickten Halsgraben (1) (Breite: 10-20 m, Tiefe: 12 m, Länge: 130 m), einen mittleren (2) und einen nördlichen Graben (3) (Breite: 8-15 m, Länge: 60 m). Die Hauptburg (4) liegt auf einem Plateau im Süden (Südosten) der Anlage. Auf dem zugleich höchsten Punkt sind noch Fundamentreste eines einst massiven Steingebäudes (Wandstärke: bis zu 2 m) erhalten. In diesem Bereich gefundene Ofenkacheln deuten möglicherweise auf einen Wohnturm hin, der vermutlich im 17. Jahrhundert gesprengt oder bereits im Mittelalter durch Unterminieren gestürzt wurde. Westlich an das Plateau schließt eine Geländerippe (5) (Länge: 30 m) an, auf der noch Relikte eines Bauwerks, vermutlich der ehemaligen Schildmauer, zu erkennen sind. Terrassierungen in diesem Bereich weisen auf eine ehemalige Bebauung hin. Die Ränder des im Norden gelegenen Vorburgareals (6; Vorburg) sind durch steile Gräben/Böschungen und eine Ringmauer aus Bruchsteinen gesichert, von der an der westlichen Seite noch Reste die Zeit überdauert haben. Der Zugang erfolgte vermutlich über einen Weg entlang der Westseite der Vorburg und durch den mittleren Graben. Auf der Südseite der Vorburg weist noch ein Schwellenstein auf ein ehemaliges Tor hin. Das Relief am gesamten West- und Osthang der Befestigung wird durch mehrere Halden in verschiedenen Höhen dominiert, die aus dem Aushubmaterial der Gräben bestehen.
Das archäologische Lesefundmaterial kann in zwei Zeitphasen unterteilt werden: in eine ältere Phase der Burg (13./14. Jahrhundert) und eine jüngere Phase, lange nach der Zerstörung der Befestigung (17. Jahrhundert). Die zweite Phase lässt sich mit der neuzeitlichen Nutzung der Anlage als Bastion in Verbindung bringen. Denn offenbar lagerten im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) Truppeneinheiten in der Ruine, ohne allerdings bauliche Anpassungen wie Erdwerke oder ähnliches vorzunehmen.
Literatur
Butz, Eva-Maria: Adlige Herrschaft im Spannungsfeld von Reich und Region. Die Grafen von Freiburg im 13. Jahrhundert, Freiburg i. Br. 2002.
Jenisch, Bertram, Michels, Mechthild: Endingen am Kaiserstuhl, Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg, Band 19, Stuttgart 2002.
Kurrus, Karl: Die Burg am Koliberg. Ein Lehen von St. Margarethen in Waldkirch, in: Oeschger Bernhard (Hrsg.): Endingen am Kaiserstuhl. Die Geschichte der Stadt, Endingen 1988, S. 558-564.
Person-Weber, Gerlinde, Jenisch, Bertram: Koliburg (Endingen, EM), in: Zettler, Alfons, Zotz, Thomas (Hrsg.): Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau, I. Nördlicher Teil, Halbband A-K, Ostfildern 2003, S. 134-140.
Wagner, Heiko: Burgenführer Oberrhein. 66 Burgen von Karlsruhe bis Basel, Stuttgart 2003, S. 82-83.
Wagner, Heiko: Endingen „Koliburg“, in: Fundberichte aus Baden-Württemberg 35 (2015), S. 873.
Wagner, Heiko: Koliburg, in: EBIDAT – Die Burgendatenbank.