Hauptbereich
Einführung
Blick in die Vergangenheit...
Vor etwa zwölftausend Jahren, am Ende der letzten Eiszeit, begann der Mensch in Vorderasien (dem sogenannten Fruchtbaren Halbmond) nicht nur Tiere zu halten, sondern auch Pflanzen zu kultivieren. Durch Auslese konnten Wildformen für menschliche Zwecke verändert und zu Kulturpflanzen beziehungsweise Haustieren entwickelt werden. Der Beginn von Ackerbau und Viehzucht, der Übergang von der aneignenden Wirtschaftsweise der Jäger und Sammler zur produzierenden Wirtschaftsweise der Bauern und die damit verbundene Sesshaftwerdung markieren einen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte. Über 3000 Jahre sollte es dauern, bis diese Neuerungen aus dem Vorderen Orient Mitteleuropa erreichten. Mit der Ankunft der ersten Kulturpflanzen und Haustiere begann auch am südlichen Oberrhein die bäuerliche Wirtschaftsweise, die während der gesamten Vor- und Frühgeschichte durch das Sammeln von Wildpflanzen, die Jagd und den Fischfang ergänzt wurde.
Der Archäobotaniker Prof. Dr. Manfred Rösch (Universität Heidelberg) hat die Geschichte der Kulturpflanzen am südlichen Oberrhein untersucht. Seinen Auswertungen zufolge gehörten zu den ersten Nutzpflanzen der Jungsteinzeit in unserer Region Emmer, Einkorn, Mehrzeilige Gerste, Freidreschender Weizen (Saat- oder Hartweizen) und die Erbse. In den folgenden Epochen, der Bronze- und Eisenzeit, der Römischen Kaiserzeit, der Völkerwanderungszeit und dem Früh- und Spätmittelalter, gelangten weitere Kulturpflanzen an den südlichen Oberrhein. Details zu diesen Entwicklungen finden Sie in seinem Aufsatz Die Geschichte der Kulturpflanzen am südlichen Oberrhein (PDF-Datei).
Blick in die Gegenwart...
Heute ist Deutschland Getreideland, was man bei einer Fahrt übers Land leicht feststellen kann, denn Getreide wächst auf nahezu zwei Dritteln der Ackerfläche. Davon dient nur ein kleiner Teil der menschlichen Ernährung, das meiste wird als Tierfutter verwendet. Von allen Ackerfrüchten hat Winterweizen den größten Anteil, gefolgt von Mais (Silo- und Körnermais, siehe Abb. 1). Danach kommen die anderen Wintergetreide sowie mit sehr geringen Anteilen die Sommergetreide. Zu den Hülsenfrüchten zählen Erbsen und Ackerbohnen. Bei allen Arten wurde nur der Teil eingerechnet, der nicht zu den nachwachsenden Rohstoffen (Biodiesel, technische Öle, Biogas) zählt, beim Raps macht dies die Hälfte des Anbaus aus. Die nachwachsenden Rohstoffe nehmen knapp ein Viertel der Ackerfläche ein. Hierbei handelt es sich um Industriepflanzen für technische Zwecke (Schmierstoffe, Stärke, chemische Ausgangsstoffe) und Energiepflanzen (Biodiesel, Bioethanol, Biogas), die unseren CO2-Ausstoß durch fossile Brennstoffe verringern. Die Hälfte der im Folgenden vorgestellten Arten zählen zur Gruppe der ‚Anderen‘, die flächenmäßig nur einen kleinen Teil einnehmen, aber besondere Genüsse (Tabak, Spargel, Weinrebe) liefern oder speziellen Zwecken dienen (Sonnenblumen, Hirse).
Wir möchten Ihnen eine kleine Auswahl der im Landkreis Emmendingen angebauten Kulturpflanzen in Wort und Bild präsentieren. Die Erläuterungstexte haben die Agrarwissenschaftler Peter Ackermann (Landratsamt Emmendingen) und Prof. Dr. Thomas Miedaner (Universität Hohenheim) verfasst.