Hauptbereich
Kartoffel – das gelbe Gold aus Forchheim
Die aus der Familie der Nachtschattengewächse stammende Kartoffel ist eine Verwandte von Tomate, Paprika und Tabak. In den südamerikanischen Anden wurde die Kulturpflanze schon vor etwa 6.000 Jahren als Lebensmittel angebaut. Kartoffeln werden vegetativ aus Mutterknollen vermehrt. Aus einer Knolle wachsen etwa 15-25 Kartoffeln. Die oberirdische Pflanze einschließlich der kirschgroßen grünen Beeren enthält giftige Alkaloide, die auch in den Knollen nachweisbar sind. Bei gekochten Kartoffeln ist die Belastung jedoch unbedenklich. Je nach Sorte sind die Knollen länglich, oval oder rund mit weißem, gelbem, rotem oder blauem Fruchtfleisch. Kartoffeln sind ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Aus der vielseitigen Knolle wird industriell Stärke und Alkohol gewonnen. Aus Stärke können beispielsweise Kleister, Waschmittel oder Zahnpasta hergestellt werden. Im Landkreis Emmendingen ist Forchheim eine bekannte Kartoffelanbaugemeinde. Die dortigen Böden eignen sich optimal für den Kartoffelanbau.
(Text: Peter Ackermann, Landratsamt Emmendingen)
Kartoffel – der gesunde Sattmacher
Die Kartoffel hat einen Anbauschwerpunkt im südlichen Rheintal, wo sie insbesondere als Frühkartoffel lukrativ ist. Aufgrund der größeren Wärme kann die Kartoffel hier bereits im Juni geerntet und teuer verkauft werden. Dazu bedarf es allerdings einiger Tricks. Die Knollen werden in der Scheune vorgezogen und schon gekeimt in den Boden gesteckt. Dazu werden sie mit Folie überdeckt und bei drohendem Nachtfrost beregnet. Die sich bildende Eisschicht dient dann als Schutz vor dem Erfrieren. Denn obwohl die Kartoffel aus den hohen Anden Südamerikas stammt, ist sie nicht frostfest.
Die ersten Kartoffeln kamen im 16. Jahrhundert im Zuge der Eroberung Südamerikas nach Europa. Zuerst wurden sie auf den Kanarischen Inseln kultiviert, die als Zwischenstation der Seefahrer in die Neue Welt und zurück in die Heimat dienten. Dort gibt es heute noch sehr alte Formen mit kleinen Knollen, die zusammen mit einer speziellen Soße (mojo) gegessen werden. Über die Einführung der Kartoffel nach Deutschland und Frankreich gibt es viele Geschichten, weil die Bevölkerung, die an Getreide gewöhnt war, sich lange nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, etwas zu essen, das aus der Erde stammte. Erst der Hunger, auch durch die vielen Kriege im 18./19. Jahrhundert, und die List der Regierenden führte schließlich zum Siegeszug der Kartoffeln.
Kaum eine Feldfrucht ist so vielseitig verwendbar wie die Kartoffel. Sie kann vom Püree über Salzkartoffeln bis zum Kartoffelpuffer verarbeitet werden und ist die Grundlage von Chips und Pommes frites. Reste vom Vortag dienen als Bratkartoffeln oder ernährten früher die ein, zwei Schweine, die ländliche Familien im Koben hielten. Dabei ist die Kartoffel ernährungsphysiologisch sehr gesund. Sie enthält praktisch kein Fett, aber neben Stärke auch hochwertiges Eiweiß, Kalium, B-Vitamine und Vitamin C. Als einzige Ackerfrucht kann man sich alleine von Kartoffeln ernähren, ohne Mangelerscheinungen zu zeigen. Und als zarte Frühkartoffeln genossen sind sie eine Delikatesse, vor allem zum Spargel.
(Text: Prof. Dr. Thomas Miedaner, Universität Hohenheim)