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Raps ist eine typische Kulturpflanze Nordwesteuropas, seine Entstehung ist unbekannt. Wahrscheinlich ging er aus einer Kreuzung zwischen dem Wilden Gemüsekohl (Brassica oleracea) und Rübsen (Brassica rapa) im östlichen Mittelmeerraum hervor, dem Kontaktgebiet beider Ausgangspflanzen. Raps wurde in Mitteleuropa zuerst in den Niederlanden angebaut, der älteste schriftliche Beleg stammt von 1366. Die Herkunft des Namens ist umstritten, das mittellateinische rapacium semen wird oft angeführt, das aber eigentlich Rübsen bezeichnet. Um 1570 gab es am Niederrhein kommerziellen Rapsanbau, im 16. und 17. Jahrhundert auch im nordwestlichen Deutschland. Aus dem Öl der Samen wurde ein Leuchtöl und Seife hergestellt, genießbar war das Rapsöl damals noch nicht. Der Anbau von Raps in Süddeutschland ist neueren Datums ebenso wie seine Verwendung als wertvolles Speiseöl. Dazu wurde durch Pflanzenzüchtung ab den 1970er-Jahren die Erucasäure, die bitter schmeckt, das Öl schnell ranzig werden lässt und gesundheitlich bedenklich ist, durch die ernährungsphysiologisch wertvolle Ölsäure ersetzt. Außerdem wurden die scharf schmeckenden Senföle (Glucosinolate) aus dem Raps verbannt, so dass die Pressrückstände ein wertvolles Eiweißfutter wurden. Raps ist heute die wichtigste Ölpflanze in Deutschland. Neben Speiseöl wird aus Raps auch Biodiesel gewonnen. Leicht veränderte Schleppermotoren können direkt mit Rapsöl fahren. Er ist auch ein wichtiger Grundstoff der chemischen Industrie zur Herstellung von Farben, Kunststoffen und Kaltschaum.
Raps wird bei uns als Winterkultur angebaut. Er wird im August gesät und zur Blüte im April leuchten die Felder hellgelb und sind nicht nur ein schöner Aspekt in der Landschaft, sondern auch eine Bienenweide (Rapshonig). Im Juli wird er geerntet und die kleinen, schwarzen Körner zu goldgelbem Öl gepresst, das in seiner Zusammensetzung dem Olivenöl nahekommt. Raps ist in Deutschland nach Winterweizen, Mais und Wintergerste die viertwichtigste Feldfrucht.
(Text: Prof. Dr. Thomas Miedaner, Universität Hohenheim)