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Weichweizen – Getreide für unser täglich Brot
Weichweizen gehört wie alle Getreidearten zu den Süßgräsern. Je nach Sorte variiert die Wuchshöhe zwischen 0,5 und 1 Meter. Winterweizen, der wegen der längeren Entwicklungszeit höhere Erträge liefert, wird im Spätjahr ausgesät. Wie alle Wintergetreidearten benötigt er nach der Keimung eine Frostperiode, um im Frühjahr zu schossen, d. h. Halme zu bilden. Sommerweizen wird im Frühjahr ausgesät. Er benötigt keinen Frostreiz (Vernalisation). Wegen der kürzeren Vegetationsperiode sind seine Erträge in der Regel niedriger als bei der Winterform. Weitere Weizenarten sind Dinkel, Hartweizen, Emmer und Einkorn. Weizenkörner werden entweder zu Mehl weiterverarbeitet oder als Futtermittel für Nutztiere eingesetzt. In der Industrie dienen die Körner als Rohstoff für unterschiedliche Produkte wie beispielsweise Alkohol und Kleister. Nach Mais ist Weizen flächenmäßig die häufigste Getreideart im Landkreis Emmendingen.
(Text: Peter Ackermann, Landratsamt Emmendingen)
Winterweizen – Basis von Brot und Futter
Weizen ist eine der drei wichtigsten Getreidearten der Welt. Während Reis aus Asien stammt und Mais aus Mittelamerika, kommt Weizen ursprünglich aus dem Nahen Osten. Obwohl wir heute vor allem den Brotweizen anbauen, gibt es sehr viele verschiedene Weizenformen. Zu den ältesten kultivierten Pflanzenarten überhaupt zählen Einkorn und Emmer, zwei ursprüngliche Weizenformen, die vor rund 12.000 Jahren in einem Gebiet, das man „Fruchtbaren Halbmond“ nennt und das das heutige Israel, den Libanon, Syrien, die südöstliche Türkei und den nordwestlichen Iran umfasst, erstmals von Menschen angebaut wurden. Ihre bescheidenen Wildformen mit kleinen Körnern und zierlichen Halmen wachsen heute noch in dieser Gegend. Hier entstand vor rund 8.000 Jahren durch eine zufällige Kreuzung zweier Weizenverwandter auch der Brotweizen. Mit der Ausbreitung der Landwirtschaft kamen Einkorn und Emmer, zusammen mit Gerste, Linsen, Erbsen und Lein, um 5500 v. Chr. nach Mitteleuropa. Der Brotweizen folgte erst später.
Der Brotweizen, oder wissenschaftlich korrekt Weichweizen, ist als Winterform der produktivste Weizen. Er wird im Oktober gesät. Die Landwirte können im Durchschnitt bis zu 80 Dezitonnen (= 8.000 kg) je Hektar ernten. Winterweizen braucht den Winter, um Ähren zu bilden, ist aber ein Züchtungsprodukt vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Die ursprünglichen Weizenarten waren Sommerformen, konnten also den Winter bei uns gar nicht überleben, sondern wurden erst im Frühjahr gesät.
Weichweizen wird zum Brotbacken verwendet, aber auch zum Bierbrauen und als Tierfutter. Allerdings ist er auch die anspruchsvollste Weizenart, die nährstoffreiche, tiefgründige Böden mit gleichbleibender Wasserversorgung benötigt. Er findet sich deshalb im archäologischen Befund in Südbaden erst ab der späten Bronzezeit (1200 – 850 v. Chr.) und dann wieder ab der späten vorrömischen Eisenzeit (450 – 15 v. Chr.). Danach wurde er in Deutschland nur noch in bevorzugten Klimalagen angebaut. Dies ändert sich erst allmählich im 19. Jahrhundert. Ein sehr naher, deutlich robusterer Verwandter ist der Dinkel, auch Spelz genannt, der ebenfalls ab der späten Bronzezeit verbreitet ist und zum bevorzugten Getreide der Alamannen wurde.
(Text: Prof. Dr. Thomas Miedaner, Universität Hohenheim)