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Exkursion zu EU-Förderprojekten im Landkreis Emmendingen
Erstelldatum10.04.2017
Deutschland wird häufig als „Zahlmeister“ in der Europäischen Union bezeichnet. Dabei ist wenigen Bürgern konkret bewusst, in welch hohem Umfang Unternehmen und Projekte auch im Landkreis Emmendingen gefördert werden:
Deutschland wird häufig als „Zahlmeister“ in der Europäischen Union bezeichnet. Dabei ist wenigen Bürgern konkret bewusst, in welch hohem Umfang Unternehmen und Projekte auch im Landkreis Emmendingen gefördert werden: Wo und wie EU-Gelder konkret eingesetzt werden, hat eine Exkursion am Freitag, 7. April 2017 der Presse- und Europastelle des Landratsamtes an vier Beispielen vor Ort gezeigt. Landrat Hanno Hurth hob in seiner Begrüßung der 50 Teilnehmer hervor, dass bei der Exkursion das „Sichtbarmachen“ der EU-Gelder im Landkreis Emmendingen im Mittelpunkt steht.
Die Firma Blazejewski Medi-Tech GmbH in Sexau war die erste Station der halbtägigen Rundfahrt: Die Firma entwickelt und produziert medizintechnische Präzisionsgeräte und kundenspezifische Endoskope und beschäftigt mittlerweile knapp 50 Mitarbeiter. Aus dem EU-Förderfonds „ELR-Spitze auf dem Land“ wurde der Neubau eines Produktions- und Verwaltungsgebäudes in Sexau mit rund 400.000 Euro gefördert. Die Firmeninhaber Petra und Reinhold Blazejewski und der Sexauer Bürgermeister Michael Goby informierten über den EU-Antrag und dessen Umsetzung. Thorsten Kille von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft vermittelte einen Überblick über weitere Fonds, die Firmen zur Verfügung stehen.
Anschließend stand die Dorfbäckerei Schätzle in Biederbach auf dem Programm. Das Ehepaar Schätzle leitet in fünfter Generation den Familienbetrieb und hat im Rahmen des europäischen Programmes „LEADER“ einen Zuschuss für den Umbau und die Sanierung seines Cafés und Dorfladens erhalten. Vor Ort stellte Reinhard Metsch, Geschäftsführer der LEADER-Geschäftsstelle Südschwarzwald, und Bürgermeister Josef Ruf weitere LEADER-Förderprojekte im Landkreis Emmendingen vor. In der vergangenen Förderperiode flossen insgesamt 436.500 Euro in LEADER-Projekte im Landkreis: U.a. wurde der Schwarzwälder Hüttenweg, die Hutpresse/Dorfmuseum Jockenhof in Simonswald und das Naturferienhaus in Yach, die Hammerschmiede in Oberprechtal und der Jugendtreff Katzenmoos gefördert. Die Antragsteller machten bei allem Dank auch deutlich, dass man sich auf bürokratische Arbeit einstellen muss, das Einreichen aller Unterlagen braucht viel Zeit. „Sinnvoll, hilfreich, aber sehr viel Bürokratie“ lautete das Fazit bei allen EU-Förderprojekten.
Rund 10 Millionen Euro fließen jährlich als Strukturförderung in die Landwirtschaft im Kreisgebiet, davon rund 6,47 Millionen Euro aus dem Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL) und knapp 3 Millionen Euro aus dem Programm Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. Antragsteller sind im Landkreis Emmendingen rund 1.200 landwirtschaftliche Betriebe. Beispielhaft dafür besichtigte die Gruppe den Biohof der Familie Walter in Elzach-Prechtal. Die stellvertretende Leiterin des Landwirtschaftsamtes Marijke Böhmer fasste mit Herbert Pohlmann vom Landwirtschaftsamt die unterschiedlichen Zahlen und Ziele der EU-Fördermaßnahmen konkret und anschaulich zusammen. Der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Walter hält im Nebenerwerb Mutterkühe und betreibt Forstwirtschaft. Der Landwirt stellt seinen tiergerechten Stallneubau vor, der finanziell unterstützt wurde. Darüber hinaus informierte Martin Geisel vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) über die Pflege und Freihaltung der landschaftlichen Fläche, die der Landwirt dank der EU-Finanzierung übernehmen kann, damit seltene Pflanzen und Tierarten geschützt werden können.
Nächster und letzter Besichtigungspunkt war das Second-Hand-Kaufhaus „Hin und weg“ in Waldkirch. Das Kaufhaus wird von der WABE gGmbH (Waldkircher Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft mbH) geleitet, die in den letzten zwei Jahren für mehrere Projekte mit Geldern aus dem Europäischen Sozialfonds unterstützt wurde. Das Kaufhaus „Hin und Weg“ bietet zusammen mit dem Weltladen Qualifizierungsmöglichkeiten in Einkauf, Verkauf, Dekoration und Buchhaltung, um Geringqualifizierten eine nachhaltige Integration in den regulären Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Wabe-Geschäftsführer Frank Dehring und Martha Ganter stellten die Qualifizierungsmaßnahme und die Auszubildenden vor. Markus Skiba, Sozialamtsleiter im Landratsamt Emmendingen, informierte zusammenfassend über das Verfahren, in dem die rund 180.000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds im Landkreis Emmendingen aufgeteilt werden. Abschließend waren alle Teilnehmer der Fahrt zu einem deutsch-syrischen Buffet eingeladen. Die WABE bietet eine Kochwerkstatt zwischen Deutschen und Syrern an; von dessen Ergebnis konnten sich die Besucher überzeugen lassen.