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Kleindenkmal: Kapelle auf dem Wöpplinsberg
Steckbrief
Gemeinde: Emmendingen
Gemarkung: Mundingen
Standort: Wöpplinsberg
Typ: Taufstein vor der Wöpplinsberger Kapelle
Beschreibung: Taufstein aus Sandstein in Kelchform mit rundem Becken auf einem konisch zulaufenden Schaft.
Gesamthöhe: 86 cm, Durchmesser des Beckens: 68 cm
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Taufstein vor der Kapelle auf dem Wöpplinsberg in Mundingen, Stadt Emmendingen
Der Taufstein vor der Wöpplinsberger Kapelle ist aus Sandstein gearbeitet und sehr schlicht gehalten. Das schmucklose Becken in Form einer Halbkugel wird von einem leicht konisch zulaufenden Schaft ohne Sockel getragen. Die ausgeprägte Kelchform erinnert an den Abendmahlkelch. Das tiefe Becken erlaubte noch den Taufritus der Immersion, das Eintauchen des Täuflings, die seit dem 15. Jahrhundert allmählich von der Infusion abgelöst wurde, bei der nur der Kopf mit Taufwasser übergossen wird. Somit dürfte die Entstehungszeit zumindest des Beckens noch in das Mittelalter zurückreichen. Der Rand des Beckens ist durch Ausbrüche stark beschädigt. Der Deckel, der einst das in der Osternacht geweihte Taufwasser vor Verunreinigungen schützte, ist nicht erhalten. Wie andere ausgemusterte Taufsteine diente dieser jahrelang als Blumentrog im Pfarrgarten in Mundingen. Im Jahr 2010 wurde er vor der Wöpplinsberger Kapelle aufgestellt und wird seither wieder für Taufen unter freiem Himmel genutzt.
Abgegangene Pfarrkirche auf dem Wöpplinsberg
Im Mittelalter war der Wöpplinsberg Sitz einer heute nicht mehr erhaltenen Pfarrkirche. Ihr ausgedehnter Sprengel erstreckte sich über die Gemeinden Mundingen, Niederemmendingen, Keppenbach sowie über mehrere Höfe. Die Pfarrkirche befand sich wie der angrenzende Gutshof im Besitz des Klosters Schuttern in der Ortenau. Abt und Konvent bezogen Einkünfte aus diesen Gütern und setzten die Pfarrer ein, auch nach der Einführung der Reformation im Jahr 1556 durch den Landesherrn, den Markgrafen von Baden. Kirche und Pfarrhaus waren durch Kriegseinwirkungen im 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts baufällig geworden, die Gottesdienste wurden ausgelagert. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde auch der Friedhof aufgegeben. Bilddarstellungen der einstigen Pfarrkirche sind nicht überliefert. Die Grundrisse der abgegangenen Gebäude lassen sich heute nur mehr mittels geophysikalischer Prospektionsmethoden rekonstruieren.
Gutshof und Kapelle auf dem Wöpplinsberg
Der Gutshof auf dem Wöpplinsberg kam Mitte des 17. Jahrhunderts im Rahmen eines Tauschgeschäfts an das Kloster Tennenbach, das dort bereits im Besitz von Gütern war. Drei Jahre nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1806 wurde der Gutshof an den Freiherrn Maximilian von Ulm versteigert, dessen Familie die Grundherrschaft Heimbach innehatte. 1838 erwarb er ein weiteres angrenzendes Grundstück. Maximilian starb 1854, seine Witwe Ursula im Jahr 1871. Bei der Erbteilung unter ihren Kindern gelangte der Wöpplinsberg an Freiin Bertha, spätere Freifrau von Bodman-Möggingen. Sie ließ bald darauf eine Villa neben dem Gutshof und etwas abseits auf einer kleinen Anhöhe eine Marienkapelle in Erinnerung an ihre verstorbene Mutter errichten. 1876 erfolgte die Weihe. Eine Holztafel an der Fassade der Kapelle verweist auf ihre Gründungsgeschichte.
Nach Berthas Tod wurde das Anwesen veräußert und wechselte seither mehrmals den Besitzer. 1950 übertrug der damalige Eigentümer, Oberstudiendirektor Prof. Dr. Ludwig Kilchling von Emmendingen, die Kapelle als Schenkung der Evangelischen Kirchengemeinde Emmendingen. Im Jahr 2014 trat diese die Kapelle der Kirchengemeinde Mundingen-Landeck ab. Der 2008 gegründete „Verein zur Pflege und Erhaltung der Wöpplinsberger Kapelle“ betreut die Kapelle, in der heute Gottesdienste, Trauungen und Taufen stattfinden.
Die Ruine der Pfarrkirche auf dem Wöpplinsberg lieferte im 18. Jahrhundert Baumaterial für die Kirche in Mundingen. Möglicherweise gelangte auf diesem Weg auch der mittelalterliche Taufstein dorthin. Ob er tatsächlich ein Relikt der einstigen Wöpplinsberger Pfarrkirche ist, lässt sich nicht mehr nachweisen. In jedem Fall erinnert er an die bis ins Mittelalter zurückreichende sakrale Tradition des Ortes.
Literatur:
Marsh, Lisa: Gesamttabelle der erfassten Kleindenkmale des Landkreises Emmendingen, unveröffentlichte PDF-Datei des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg, 2019.
Maurer, Heinrich: Wöplinsberg, in: Schau-ins-Land. Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland 10 (1883), S. 11-16.
Meiser-Kreiskott, Stefanie: Spätgotische Taufsteine im deutschen Südwesten, Diss. phil. masch. München 2011, URL: edoc.ub.uni-muenchen.de/13552/1/Meier-Kreiskott_Stefanie.pdf (Stand: 03.04.2020).
Rüssel, Aribert: Das Taufbecken kehrt zurück an den Ursprung, in: Badische Zeitung vom 20.07.2010, URL: www.badische-zeitung.de/das-taufbecken-kehrt-zurueck-an-den-ursprung--33401620.html (Stand: 06.04.2020).
Stahmann, Christian: Das Heimbacher Intermezzo auf dem Wöpplinsberg, unveröffentlichtes Manuskript, o. O. o. J.
Stahmann, Christian: „Einst ein berühmter Wallfahrtsort...“. Zur Geschichte des Wöpplinsberges und der Burgkaplanei Landeck im 12. bis 14. Jahrhundert, in: ›s Eige zeige‹ Jahrbuch des Landkreises Emmendingen für Kultur und Geschichte 21/2007, S. 57-90.
Verein zur Pflege und Erhaltung der Wöpplinsberger Kapelle: Der Wöpplinsberg – eine Kapelle und mehr, URL: www.woepplinsberger-kapelle.de/www.woepplinsberger-kapelle.de/Die_Kapelle.html (Stand: 08.11.2019).