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Tabak – Anbau mit langer Tradition
Tabak gehört wie Kartoffel und Tomate zu den Nachtschattengewächsen. Tabakpflanzen sind einjährige Kräuter mit lanzettförmigen wechselständigen Blättern. Die Pflanze kann eine Höhe von zwei Metern erreichen. Diese Kulturpflanze stammt aus Amerika und wurde dort schon lange als Genussmittel und für medizinische Zwecke genutzt. Kultiviert werden die Arten Nicotiana tabacum und N. rustica, wobei N. tabacum die größte Bedeutung hat. Von dieser Art gibt es zahlreiche Rauchtabak-Sorten. Nach der Ernte wird Tabak entweder luftgetrocknet oder die Feuchtigkeit mit Heißluft entzogen. Anschließend werden die Blätter zu Ballen gepresst. Durch Gärung unter Wärmeentwicklung und dem teilweisen Abbau von Proteinen bilden sich die gewünschten Farb- und Aromastoffe aus. Tabak wird geschnupft, geraucht oder gekaut. In Südbaden hat der Tabakanbau eine lange Tradition. Abnehmer des Tabaks war die Badische Tabakmanufaktur in Lahr, die 2007 endgültig geschlossen wurde.
(Text: Peter Ackermann, Landratsamt Emmendingen)
Tabak – eine sensible Pflanze
Tabak gehört zu den wenigen Kulturpflanzen, die aus Nordamerika stammen und bei uns angebaut werden. Von Christoph Kolumbus (ca. 1451 – 1506) von seinen Reisen mitgebracht, wurde er zunächst nur als Zierpflanze in den Gärten gezogen. Der französische Diplomat Jean Nicot de Villemain (1530 – 1604), nach dem sowohl die Tabakpflanze (Nicotiana) als auch das Nikotin benannt wurde, propagierte ihn als Arzneimittel. Aber erst während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) kam das Rauchen bei den Söldnern in Mode. Sie rollten die getrockneten und geschnittenen Blätter in Zeitungspapier und pafften diese frühen Zigaretten. Im Bürgertum wurde Tabak in Pfeifen genossen und war ein teures Luxusprodukt. Erst die Erfindung der maschinellen Zigarettenherstellung 1881 machte ihn zum Massenprodukt.
Der erste Tabak wurde in Deutschland 1573 in Hatzenbühl in der Südpfalz als Zier-und Heilpflanze im Pfarrgarten angebaut. Bereits 25 Jahre später ordnete Pfalzgraf Friedrich IV. (1574 – 1610) den Anbau in der Kurpfalz an, kurz darauf begannen die Holländer damit und einige holländische Tabakbauern ließen sich später im Raum Mannheim nieder. Auch die vertriebenen Hugenotten brachten aus Frankreich Samen und Anbaukenntnisse in die Markgrafschaft Baden-Durlach und nach Speyer.
Die Tabakpflanze ist sehr anspruchsvoll, da sie aus den Subtropen kommt. Sie benötigt Wärme, Feuchtigkeit, luftdurchlässige Böden, aber gleichzeitig viele Nährstoffe. Da die Samen sehr klein sind, werden sie heute in schwimmender Anzucht in Styroporplatten in Folienzelten vorgezogen und der junge Tabak mit Maschinen auf das Feld gepflanzt. Im Sommer werden die hübschen Blüten entfernt (köpfen) und Nebentriebe ausgebrochen (geizen), damit die ganze Kraft der Pflanze in die Blätter des Haupttriebs geht. Die Ernte erfolgt blattetagenweise, wenn die ersten Blätter gelb werden. Pro Pflanze werden 18 Blätter geerntet. Sie wurden früher auf Schnüre gefädelt und mehrere Wochen lang getrocknet. Die eigens dafür gebauten hohen, luftdurchlässigen Tabakschuppen aus Holz sieht man heute noch in Baden und der Pfalz. Heute erfolgt die Trocknung in sieben Tagen durch Warmluft.
Während am Ende des 19. Jahrhunderts noch rund 30.000 Hektar Tabak in Deutschland angebaut wurden, sind es heute gerade noch etwa 2.000 Hektar. Der Wegfall der EU-Subventionen, weil man kein krebserregendes Genussmittel mehr fördern wollte, und der immer noch hohe Arbeitsaufwand erschweren die Arbeit der Bauern. Heute wird weltweit der meiste Tabak in China, Brasilien und Indien angebaut.
(Prof. Dr. Thomas Miedaner, Universität Hohenheim)