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Körnerhirse – afrikanisches Getreide im Breisgau
Hirse ist eine Sammelbezeichnung verschiedener Spelzgetreidearten mit kleinen Körnern. In Europa war bis zur Einführung der Kartoffel die Rispenhirse, die aus Asien stammt, weit verbreitet. Seit einiger Zeit wird in Deutschland vermehrt Körnerhirse angebaut, die aus den Trockengebieten südlich der Sahara stammt und dort schon seit Jahrtausenden kultiviert wird. Im Rheintal wird diese Art hauptsächlich als Energiepflanze für Biogasanlagen genutzt. Im Elztal bauen einige Landwirte Körnerhirse für die Milchviehfütterung an. Die Pflanzen werden siliert und sind eine Alternative zur Maissilage. Dank einer sehr guten Durchwurzelung hinterlässt die Körnerhirse einen krümeligen Boden.
(Text: Peter Ackermann, Landratsamt Emmendingen)
Hirse – zurück in die Zukunft
In Süddeutschland wurden schon seit der späten Bronzezeit zwei Hirsearten angebaut: Rispenhirse und Kolbenhirse. Die bedeutendere war stets die Rispenhirse, da sie kühletoleranter ist als die Kolbenhirse, die bei uns nur im Weinbauklima gedeiht. Ursprünglich stammen beide Hirsearten aus dem Norden Chinas, wo es jeweils wilde Verwandte gibt. Diese wurden dort schon vor ca. 8.000 Jahren kultiviert und waren lange Zeit das einzige Getreide im nördlichen Asien. Sie verbreitete sich von dort während des 2. Jahrtausends v. Chr. nach Westen, bis in die Ukraine und nach Mitteleuropa. Im südlichen Baden sind beide Hirsearten seit der späten Bronzezeit (1200 – 850 v. Chr.) und auch in den folgenden Zeitabschnitten archäologisch nachgewiesen. Durch ihre hohe Nährstoffeffizienz und Trockentoleranz kann Hirse noch in Gegenden mit wenig Niederschlag und leichten, sandigen Böden wachsen. Deshalb war sie auch zu allen Zeiten die Speise der ärmeren Bevölkerung, die aufgrund der schlechten Anbau- und Klimabedingungen ihrer Heimat zur Hirse „verdammt“ war. Andererseits macht sie, zu Fladenbrot oder Brei verarbeitet, schnell satt und schmeckt leicht süßlich. Daher kommt auch die mehrfache Erwähnung der Hirsen in unseren Märchen als Sinnbild von Überfluss. Dies meint auch ihr Name, der von einem indogermanischen Wort für „Sättigung, Nährung, Nahrhaftigkeit“ abgeleitet ist. Hirse ist auch ernährungsphysiologisch wertvoll, da sie bis zu 17 % Eiweiß guter biologischer Wertigkeit enthält, dazu 4 – 6 % Fett und dreimal soviel Eisen wie Weizen. Sie ist glutenfrei und gilt als basenbildend und leicht verdaulich.
Die Anbaufläche von Hirse wird in Deutschland statistisch nicht erfasst, da sie so gering ist. Man schätzt sie auf etwa 1.000 Hektar, vor allem im Bioanbau, in Österreich sind es knapp 10.000 Hektar. Trotzdem könnte die Hirse die Pflanze der Zukunft werden, wenn der Klimawandel weiter fortschreitet und es zunehmend trockener wird. Denn Hirse ist in ihrer Trockentoleranz unübertroffen und erträgt auch große Hitze, was bei Weizen und Mais nicht in dem Maße der Fall ist. Trends wie vegane oder glutenfreie Ernährung machen die Hirse wieder interessant und für Landwirte könnte sie insbesondere maisbetonte Fruchtfolgen erweitern.
(Text: Prof. Dr. Thomas Miedaner, Universität Hohenheim)