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Spargel – ein königliches Gemüse
Dass der beste Spargel nur von den Männchen der Pflanze produziert wird, erscheint angesichts seiner Form nicht verwunderlich, und ist es doch. Denn nur sehr wenige Kulturpflanzen haben überhaupt Männchen und Weibchen auf unterschiedliche Pflanzen verteilt, der Spargel gehört dazu.
Die Herkunft des Spargels liegt im Dunkeln, archäobotanisch lässt sich nichts finden, da es sich um weiche Sprosse handelt. Wilden Spargel gibt es jedenfalls in ganz Eurasien von Spanien bis China, von Griechenland bis Norwegen und traditionell wurde er einfach gesammelt, wie heute noch in der Türkei. Die Griechen nutzten ihn als Heilpflanze und sagten ihm auch schon eine Rolle als Aphrodisiakum nach. Erst die Römer entdeckten Spargel als kulinarischen Genuss der Wohlhabenden und bauten ihn ab ca. 200 v. Chr. planmäßig an. Sie brachten ihn auch ins heutige Deutschland, wo er an Main, Rhein und Donau verbreitet wurde. Während der nachfolgenden Völkerwanderungszeit wurde Spargel komplett vergessen, schließlich hatte er kaum Kalorien und stillte nicht den Hunger. Erst Ende des 16. Jahrhunderts entdeckte man den Spargel an den Königs- und Fürstenhöfen wieder. Da ist es nicht verwunderlich, dass die erste urkundliche Erwähnung 1565 im Verzeichnis der Pflanzen des fürstlichen Lustgartens des Herzogs Christoph von Württemberg (1515 – 1568) in Stuttgart auftaucht. Später ließ der pfälzische Kurfürst Karl Ludwig (1617 – 1680) im Schlossgarten von Schwetzingen Spargel anbauen, was den Ruf der Stadt begründete. Erst im 20. Jahrhundert, als nach dem Zweiten Weltkrieg niemand mehr hungern musste, wurde Spargel zu einem fast alltäglichen Gemüse.
Wir bauen heute in Deutschland das „königliche“ Gemüse auf rund 17.000 Hektar an. Dabei können auch die wenig fruchtbaren Sandflächen gewinnbringend genutzt werden. Zwar gibt es heute Roboter, die automatisch die Dämme vom Unkraut befreien, aber durch den hohen Arbeitseinsatz beim Stechen des Spargels ist er ein kleiner Luxus geblieben. Heute wird der Spargel unter schwarzer Folie gezogen, damit die Stangen frei von Unkraut und Licht wachsen und den ganzen Tag gestochen werden können, und häufig in beheizten Dämmen angebaut, um ihn früher ernten zu können. An Johanni, dem 24. Juni, wird traditionell die Spargelernte beendet, damit die Pflanze über ihr fein verzweigtes Blattwerk neue Kraft in die unterirdischen Rhizome für das nächste Jahr einlagern kann.
(Text: Prof. Dr. Thomas Miedaner, Universität Hohenheim)