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Sonnenblumen – gelbe Blütenpracht für Speiseöl
Das aus Nordamerika stammende Korbblütengewächs wird dort schon lange als Kulturpflanze kultiviert. Ursprünglich wurde sie in Europa als Zierpflanze eingeführt. Vor etwa 200 Jahren begann man damit, die Sonnenblume als Ölpflanze anzubauen. Für den Anbau ist eine relativ trockene Witterung ideal. Als Kompasspflanze richtet sie sich nach dem Sonnenlicht aus (Heliotropismus). Im Zuge des Klimawandels nehmen in Mitteleuropa die Niederschläge während der Vegetationszeit tendenziell ab. Deshalb werden seit Kurzem Sonnenblumen im kleinen Umfang auch im Rheintal angebaut. Sonnenblumenöl dient als Speiseöl, wird zu Margarine weiterverarbeitet und für industrielle Zwecke eingesetzt. Der verbleibende Presskuchen aus der Ölgewinnung wird als Tierfutter verwendet.
(Text: Peter Ackermann, Landratsamt Emmendingen)
Sonnenblume – Goldblume
Die Sonnenblume stammt aus den trockenen Gebieten Nordamerikas, wo die indigene Bevölkerung bis hoch zum südlichen Kanada die fettreichen Samen als Nahrung nutzte. Sie hatten bereits aus der Wildpflanze spezielle Formen ausgelesen, die nur einen Korb ausbilden, der dann aber besonders groß und samenreich ist. Die Azteken und Inka zogen Sonnenblumen ausschließlich wegen ihrer Schönheit. Sie wurden als Abbild des Sonnengottes verehrt und Priesterinnen mit ihren Blüten gekrönt, was der spanische Eroberer Francisco Pizarro (1476/78 – 1541) Anfang des 16. Jahrhunderts aufzeichnete. 1552 brachten die Spanier die Sonnenblume als Zierpflanze nach Europa. Ihre Bedeutung als Öllieferant erkannte man allerdings erst um 1830 in Südrussland. Dortigen Züchtern gelang es damals, den Gehalt an Rohfett im Samen von 30 % auf 55 % zu erhöhen. Mit diesen Sorten eroberte die Sonnenblume weite Teile der Welt, auch ihre ursprüngliche Heimat, und gilt heute neben Soja und Raps als die wichtigste Ölsaat. In den 1970er-Jahren symbolisierte die Sonnenblume für die Hippies eine friedlichere Welt und wurde Anfang der 1980er in das Logo der Partei Die Grünen aufgenommen.
Die Sonnenblume hat ein für die menschliche Ernährung hochwertiges Öl mit einem sehr hohen Anteil (bis zu 80 %) an essentieller Linolsäure. Für technische Zwecke und zum (industriellen) Braten und Fritieren ist dagegen ein hoher Gehalt an Ölsäure wichtig. Hier gibt es Spezialsorten mit 80 – 92 % Ölsäure (HO-Öl), was eine höhere Hitzestabilität des Öls bedingt. Die Sonnenblume wird ähnlich gesät wie Mais und im September/Oktober geerntet. Sie hat es schwer in Deutschland, da sie in einem feuchten Herbst regelrecht von Schadpilzen aufgefressen wird. Insbesondere die Sklerotinia, aber auch Botrytis, befallen sowohl den Korb als auch den Stängel und die Pflanze bietet dann ein trauriges Bild mit nur wenig Ertrag. Deshalb gelingt ihr Anbau am besten in trockenen, sonnenreichen Gebieten, sie braucht nur 350 – 400 mm Niederschlag. Allein in Brandenburg standen 2022 rund 25.000 Hektar Sonnenblumen und sie passen auch gut nach Baden. Die Sorten mit gestreiften Samen werden vorrangig als Vogelfutter verwertet.
Ein naher Verwandter ist übrigens der mehrjährige Topinambur, dessen zuckerhaltige Knolle im Badischen gern zu Schnaps verarbeitet wird. Sie dient auch der Inulingewinnung, einem Mehrfachzucker für Diabetiker. Im Landkreis Rastatt fanden sich 1990 noch 200 Hektar im Anbau, auch in der Gegend von Baden-Baden wird sie noch angebaut.
(Text: Prof. Dr. Thomas Miedaner, Universität Hohenheim)