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Soja – die goldene Bohne
Die Soja-Bohne, kurz Soja genannt, ähnelt als Pflanze im Aussehen unseren Buschbohnen. Doch sie stammt aus dem Norden Chinas, wo die Wildform schon um 7000 v. Chr. von den jungsteinzeitlichen Menschen gesammelt und genutzt wurde, 2.000 Jahre später auch in Japan. Die ältesten Belege für die Kulturpflanze stammen aus Japan um 3050 v. Chr. und Korea seit 1550 v. Chr. Der erste Europäer, der 1691/92 die Soja in Japan sah und beschrieb, war der westfälische Mediziner Engelbert Kaempfer (1651 – 1716). Die wärmeliebenden ostasiatischen Sorten konnten damals in Mitteleuropa aber nicht angebaut werden. 1765 brachte ein amerikanischer Seemann die ersten Sojabohnen aus China mit in seine Heimat. Dort wurden sie jedoch erst im Ersten Weltkrieg populär und damals für die Herstellung von Farben, Lacken und Nitroglyzerin verwendet.
Während in Ostasien die Soja ein wertvolles Nahrungs- und Würzmittel (‚Sojasauce‘) ist, wird sie bei uns meist als hochwertiges Tierfutter aus Brasilien importiert. Nur ein kleiner Teil der Ernte geht in die Herstellung von Tofu und Fleischersatzprodukten. Dabei hat sie eine einzigartige Zusammensetzung mit rund 20 % Öl, 40 % Eiweiß und 30 % Kohlenhydrate. Aufgrund des hohen Eiweißgehaltes ist sie ein (fast) vollwertiger Fleischersatz. Das Öl besteht zu einem großen Teil aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren, ist also sehr gesund.
Inzwischen gibt es zahlreiche Sorten, die gewinnbringend in Deutschland angebaut werden können. Im Moment ist das vor allem in den Körnermaisanbaugebieten der Fall, wobei wir sofort an Baden denken. Inzwischen wird Soja in Deutschland auf rund 35.000 Hektar angebaut, davon etwa ein Drittel in Bio-Qualität. Das ist auch ein Alleinstellungsmerkmal in Europa, denn in den Hauptexportländern Brasilien, USA und Argentinien werden nur noch gentechnisch veränderte Sojasorten angebaut.
Die Soja ist ein Schmetterlingsblütler (Leguminose), an ihren Wurzeln befinden sich Knöllchen, in denen spezialisierte Bakterien leben, die den Luftsauerstoff binden und der Pflanze zur Verfügung stellen. Von Mitte September bis Mitte Oktober findet die Ernte statt. Die Blätter haben sich gelb verfärbt und die trockenen gelben Körner klappern in der Hülse. In warmen Jahren wurden in der Karlsruher Gegend schon bis zu 50 Dezitonnen Körner je Hektar gedroschen. Bei verstärktem Anbau könnte mit Soja die „Eiweißlücke“ in Deutschland, die das fehlende eiweißhaltige Futter für unsere Nutztiere bezeichnet, verringert werden.
(Text: Prof. Dr. Thomas Miedaner, Universität Hohenheim)