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Kleindenkmal: Grenzstein in Nordweil
Steckbrief
Gemeinde: Kenzingen
Gemarkung: Nordweil
Standort: Königsstraße
Typ: Grenzstein
Beschreibung:
Hauptstein Nr. 45 aus rotem Sandstein. Gewölbter Kopf mit zwei eingekerbten, voneinander im rechten Winkel abgehenden Winkelschlaufen und zwei Höhlungen. Farbig gefasste Wappen- und Abts-Stab-Reliefs, eingetiefte Majuskeln und Zahlen (N 27 / N / 130 // 45 // 1735).
Maße: (Höhe x Breite x Tiefe in cm): 152 x 40 x 21
Weitere Infos zum Kleindenkmal
An der Königsstraße zwischen Nordweil und Bombach steht ein Grenzstein aus rotem Sandstein mit farbig gefasstem Wappen. Er wurde im Jahr 1735 gesetzt und zeigt auf der einen Seite einen Krummstab und auf der anderen Seite das seit Anfang des 18. Jahrhunderts verwendete Wappen der Herzöge von Württemberg, bestehend aus einem mit dem Herzogshut gekrönten gevierten Hauptschild (Wappen der Herzöge von Teck, Reichssturmfahne, Wappen der Grafen von Montbéliard sowie Wappen der Herrschaft Heidenheim) und einem aufgelegten Herzschild (Wappen der Grafen von Württemberg). Wie aus dem Protokoll einer Grenzbegehung im November 1758 hervorgeht, war die von Bombach und Nordweil gemeinschaftlich genutzte Königsstraße beiderseits von Grenzsteinen gesäumt. Sie trugen die jeweiligen Herrschaftszeichen, den Krummstab des Klosters Alpirsbach und den Bindenschild der Herzöge von Österreich aus dem Hause Habsburg bzw. die Buchstaben BB für „Bombacher Bann“. Der Nordweiler Wald war zusätzlich mit sogenannten Waldsteinen markiert. Um einen solchen Stein handelt es sich bei dem vorgestellten Objekt.
In Nordweil besaß das im Nordschwarzwald gelegene Kloster Alpirsbach einen Dinghof, der durch einen Verwalter („Meier“) bewirtschaftet wurde, den der Abt einsetzte. Dieser Klosterbesitz geht zurück auf eine um das Jahr 1100 erfolgte Schenkung von Ruotmann von Hausen, Adelbert von Zollern und Graf Alwig von Sulz. Durch Ankäufe konnte das Kloster seinen Grundbesitz in Nordweil weiter ausbauen. Die weltlichen Herrschaftsrechte übten Adelige aus, die von dem Abt von Alpirsbach mit der Vogtei über die Klostergüter in Nordweil belehnt wurden. Später schlossen Abt und Konvent Schirmverträge mit den Herzögen von Österreich und den Markgrafen von Baden zum Schutz des Dorfes.
Im Zuge der Reformation wurde das Kloster aufgehoben, seine Güter fielen 1534 an das Herzogtum Württemberg und wurden seither durch das Klosteramt Alpirsbach verwaltet. In der Folgezeit kam es zwischen dem Herzog von Württemberg und dem Markgrafen von Baden zu Auseinandersetzungen um obrigkeitliche Rechte über die Dorfbewohner. Der Konflikt endete mit der Aufhebung der Schirmherrschaft des Markgrafen im Jahr 1564. Bald darauf führten konfessionelle Differenzen zu langwierigen Streitigkeiten zwischen den Württembergern und den Habsburgern, die das benachbarte Dorf Bleichheim besaßen. Da Nordweil zum Sprengel der katholischen Pfarrkirche in Bleichheim gehörte, legte man auf habsburgischer Seite Protest ein, wenn die Nordweiler Bevölkerung den Besuch des Gottesdienstes verweigerte oder wenn aus Württemberg evangelische Pfarrer oder Amtleute nach Nordweil entsandt wurden. Pläne eines Verkaufs des Dorfs an die Habsburger zerschlugen sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Infolge der territorialen Neuordnung während der napoleonischen Zeit trat das Königreich Württemberg im Jahr 1806 das Dorf Nordweil an das Großherzogtum Baden ab. Seither markieren die Grenzsteine an der Königsstraße keine Herrschaftsgrenze mehr.
Quellen und Literatur:
Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe, 21, Nr. 5882.
Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HStAS), J 251b, Nr. 6.
Harter, Hans: Benediktinerabtei Alpirsbach – Geschichte, in: Klöster in Baden-Württemberg. www.kloester-bw.de, URL: www.kloester-bw.de (Stand: 06.03.2020).
Enters, Willi: Die Gemarkungssteine von Nordweil, in: 900 Jahre Nordweil. Aus der Geschichte eines Dorfes, hg. vom Heimat- und Verkehrsverein e. V. Kenzingen, o. O [1995], S. 75-82.
Marsh, Lisa: Gesamttabelle der erfassten Kleindenkmale des Landkreises Emmendingen, unveröffentlichte PDF-Datei des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg, 2019.
Müller, Peter: Nordweil im Mittelalter, in: Die Geschichte der Stadt Kenzingen, Bd. 1, herausgegeben von Jürgen Treffeisen, Reinhold Hämmerle und Gerhard A. Auer, Kenzingen 1998, S. 399-410.
Weber, Andreas: Nordweil in der Frühen Neuzeit, in: Die Geschichte der Stadt Kenzingen, Bd. 1, hg. von Jürgen Treffeisen, Reinhold Hämmerle und Gerhard A. Auer, Kenzingen 1998, S. 411-420.