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Mais – die häufigste Getreideart im Landkreis Emmendingen
Die aus Mittelamerika stammende einjährige Pflanze gehört zu den Süßgräsern und wurde dort schon lange vor der Ankunft der Europäer als Nutzpflanze kultiviert. Je nach Sorte werden die Pflanzen bis zu drei Meter hoch. Es handelt sich um eine einhäusige, getrennt geschlechtliche Pflanze. Aus den weiblichen Blüten in den Blattachseln entwickeln sich die Kolben, von welchen sich nur maximal zwei pro Pflanze voll ausbilden. Die männlichen Blüten sitzen am Ende des Halms in einer Rispe. Die Körner sind bei den hiesigen Sorten meist goldgelb. Es gibt auch weißliche, rote und schwarzviolette Sorten. In vielen Ländern gehört Mais zu den Grundnahrungsmitteln. In Industrieländern wird er überwiegend als Futtermittel und Energierohstoff für Biogasanlagen oder für Biokraftstoff (Bioethanol) genutzt. Maisstärke kann industriell in der Lebensmittelindustrie und als Ausgangsprodukt für Biokunststoffe oder als Fermentationsrohstoff verwendet werden. Im Landkreis Emmendingen ist Mais die häufigste Getreideart.
(Text: Peter Ackermann, Landratsamt Emmendingen)
Mais – ein Exot wird heimisch
Mais war die wichtigste Nahrungspflanze aller Kulturen Mittelamerikas, die Azteken nannten ihn „Speise der Götter“. Wir wissen heute, dass sein Vorfahr, die Teosinte, vor rund 9.000 Jahren in einem eng umgrenzten Gebiet an der Pazifikküste des heutigen Mexikos kultiviert wurde. Dementsprechend ist er an hohe Temperaturen und eine lange Wachstumsphase angepasst. Mais ist heute noch der wichtigste Bestandteil der Nahrung von Milliarden von Menschen im globalen Süden. In Afrika wird er zu Mehl, Grieß oder Schrot gemahlen und als Brei gegessen, in Italien ist Mais als Polenta eine beliebte Speise, in Argentinien als Mais-/Bohnenkost (locro) ein Grundnahrungsmittel.
Dass Mais heute auch bei uns wächst und in vielen Teilen Deutschlands reif wird, ist eine Errungenschaft der Pflanzenzüchtung, die noch gar nicht so alt ist. Obwohl Mais mit Kolumbus erster Reise 1493 nach Europa kam und von Hieronymus Bock (1498 – 1554) schon in seinem 1539 gedruckten Kräuterbuch beschrieben wird, war der Anbau bis zum Zweiten Weltkrieg auf die wärmsten Regionen beschränkt, etwa das südliche Baden oder den Bodenseeraum. Danach begann nach amerikanischem Vorbild auch in Deutschland eine intensive Züchtung. Sie konnte die Wachstumszeit dramatisch verkürzen, die Kühletoleranz im Frühjahr deutlich erhöhen und die Erträge durch Hybridzüchtung entscheidend steigern. Die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft und die zeitgleiche Verbreitung von chemischen Unkrautvernichtern (Herbizide) begünstigten den Mais, weil er jetzt von nur einer Person voll mechanisch gesät, gepflegt und geerntet werden konnte. Die Verwendung des unreifen Maises („Silomais“) als wertvolles Tierfutter ermöglicht heute seinen Anbau bis ins südliche Schweden. Bei uns werden auch die goldgelben Körner des Maises als Tierfutter verwendet, sein Einsatz als Nahrung beschränkt sich im Wesentlichen auf Zuckermais zum Grillen, Popcorn im Kino und Zutat im Nudelsalat. Dazu benötigt man jeweils spezielle Sorten.
Eine weitere Steigerung erlebte der Maisanbau in Deutschland durch die Verwendung als Substrat für Biogas. In entsprechenden Fermentern produzieren Bakterien daraus Wärme zum Heizen und Methan, das über Generatoren in Strom verwandelt wird. So ist Mais heute in Deutschland nach Weizen die zweitwichtigste Kulturpflanze. Seine Vielseitigkeit und seine enorme Produktivität von über 100 Dezitonnen (= 10.000 kg) Körner je Hektar machen ihn unverzichtbar.
(Text: Prof. Dr. Thomas Miedaner, Universität Hohenheim)