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Weinbau – Qualität im Glas
Die Reben im Landkreis Emmendingen sind Teile der beiden Weinbaubereiche Kaiserstuhl und Breisgau. Sie wachsen auf rund 2.300 Hektar, das entspricht fast 9 Prozent der Rebfläche Baden-Württembergs. Weinbau hat hier eine lange Tradition. Reben und Weinkultur brachten schon die Römer ins Rheintal. Urkundlich erwähnt wird Weinbau im Gebiet des heutigen Landkreises Emmendingen erstmals im 8. Jahrhundert. Neben den klimatischen Verhältnissen spielt die Bodenbeschaffenheit eine große Rolle für die Qualität und den Charakter des Weins. Entlang der Vorbergzone des Schwarzwalds gibt es Böden aus Gneis, während mit Ausnahme der Einzellagen Hochburger Halde (Buntsandstein) und Hecklinger Schlossberg (Muschelkalk) im restlichen Anbaugebiet der Löss in mehr oder minder starker Mächtigkeit dominiert. An den steileren Bereichen des Kaiserstuhls ist die Lössschicht häufig nicht mehr vorhanden, hier steht Vulkangestein an.
(Text: Peter Ackermann, Landratsamt Emmendingen)
Weinrebe – ein Gottesgeschenk
Die edle Weinrebe, so der offizielle Name, ist eine uralte Kulturpflanze des eurasischen Raums und die einzige Art, die weltweit angebaut wird. Der wilde Vorfahr, die Waldrebe, findet sich vor allem im europäischen Mittelmeerraum in Küstennähe, aber das Verbreitungsgebiet zieht sich über die türkischen Küsten bis zum südlichen Kaspischen Meer. Die ältesten Funde von Traubenkernen in Zusammenhang mit menschlichen Behausungen stammen aus Georgien und der angrenzenden Türkei und sind rund 8.000 Jahre alt. Freilich weiß man nicht, ob damals schon Wein aus den Trauben gekeltert wurde. Aber wenn man Traubensaft ein paar Stunden stehen lässt, fängt er bereits an zu gären und es entsteht Alkohol, denn die Trauben bringen die Hefen schon vom Stock mit. Die ältesten Krüge mit Weinresten wurden in einer iranischen Siedlung im Zagrosgebirge gefunden und sind 7.000 – 7.400 Jahre alt. Von dort breitete sich der Anbau von Reben im ganzen Mittelmeergebiet aus. Nach Deutschland kam die Rebe, wie so viele andere Pflanzen auch, mit den Römern. Sie legten ab dem 1. Jahrhundert nach Christus in ihren Territorien Weinberge an, im 4. Jahrhundert soll es 371 Weinberge an der Mosel gegeben haben, wie der römische Dichter Ausonius (ca. 310 – 393/394) in Mosella schreibt. „Lasst uns viele Jahre trinken“ steht auf einem ausgegrabenen römischen Weinkrug. Der Geschichtsschreiber Gregor von Tours (538 – ca. 594) erwähnt im Neunten Buch seiner „Decem libri historiarum“ (589) einen Weingarten im elsässischen Marlenheim. Die Alamannen, Burgunder und Franken führten den Weinanbau fort und Karl der Große förderte ihn nach Kräften. Die frühesten schriftlichen Belege für Rebflächen im heutigen Baden stammen aus dem beginnenden 8. Jahrhundert. Bis etwa 1500 gab es, begünstigt durch das wärmere Klima, 300.000 Hektar Weinanbau in Deutschland, rund dreimal so viel wie heute. Dies endete mit der „Kleinen Eiszeit“ seit dem 16. Jahrhundert und dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648). In vielen Landstrichen, wo früher Reben angebaut wurden, ging man zum Bier über.
Heute ist der Weinanbau hochprofessionell. Durch den Klimawandel verlagert er sich nach Norden und Wein aus Mecklenburg ist heute keine Seltenheit mehr. Baden bewirtschaftet rund 15 % der deutschen Weinbaufläche und erzeugt mehr als die Hälfte des deutschen Spätburgunders. Die Rebe ist als Gehölz, das 30 bis 40 Jahre auf derselben Stelle steht, sehr anfällig gegen Pilzkrankheiten, von denen einige aus Nordamerika kamen, und verschiedene Insekten. Obwohl die Weinanbauflächen in Europa nur ca. 3 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Flächen ausmachen, werden dort 20 % aller Pflanzenschutzmittel versprüht.
(Text: Prof. Dr. Thomas Miedaner, Universität Hohenheim)