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Alte Limburg
Historischer Überblick
Während die am Westhang des Limbergs bei Sasbach errichtete Limburg in schriftlichen Quellen mehrfach erwähnt wird, existieren keine Aufzeichnungen über die weiter östlich gelegene Anlage, die durch Gräben und Wälle gesichert war und von welcher lediglich Teile eines Rundturms am Rand eines Steinbruchs erhalten sind. Zur Unterscheidung bezeichnet man diese Burg heute als Alte Limburg.
Angesichts der dürftigen Befundlage und mangelnder Schriftquellen ist eine Datierung der Burg schwierig. Im Frühmittelalter verfügte das Königtum über umfangreichen Besitz um Sasbach mit einem königlichen Fronhof als Zentrum. Die Forschung geht heute aber nicht mehr davon aus, dass die Burganlage so früh entstanden sein und dem Schutz des Königsguts gedient haben könnte. Der Entstehungszeitraum für den freistehenden Rundturm kann anhand vergleichbarer Objekte auf das 11. bis frühe 13. Jahrhundert eingegrenzt werden. Insbesondere unter den Staufern Friedrich II., der sich in den Jahren zwischen seiner Königswahl 1212 und seiner Kaiserkrönung 1220 nördlich der Alpen, vor allem im süddeutschen Raum, aufhielt und entfremdetes Reichsgut zurückforderte, und seinem Sohn Heinrich (VII.), der 1220 zum König gewählt wurde, sich später aber gegen den Vater auflehnte und 1235 abgesetzt wurde, wurden Burgen mit derartigen Rundtürmen errichtet. Wie lange die Alte Limburg genutzt wurde und in welcher Beziehung sie zu der (Neuen) Limburg stand, ist unbekannt.
Baugeschichtlicher Überblick
(Die Zahlen in Klammern finden sich auf dem Grundrissplan wieder)
Am südlichen Ende des langgestreckten Limbergplateaus liegen in einem Wäldchen die Reste der sogenannten „Alten Limburg“. Die topographische Lage erlaubte eine weite Sicht in die Rheinebene, vom Schwarzwald bis zu den Vogesen und über den nördlichen und westlichen Kaiserstuhl. Ebenso konnte von diesem Standort aus ein nahe gelegener Rheinübergang sowie die Schifffahrt auf dem Fluss überblickt werden. Die Burg wurde im Norden von einem Halsgraben und einer dreifachen Wall-Graben-Anlage (1) gesichert. Der am besten erhaltene Teil der Befestigung ist die Hälfte eines ehemaligen Rundturms (2) aus Bruchsteinmauerwerk. Der Turm wurde 1972 ausgegraben; zu diesem Zeitpunkt hatte er noch einen Durchmesser von 8,8 m (Sockel 9,8 m), eine Höhe von 2,5 m und eine Mauerstärke von 3 m. Wegen der Lage direkt über einem ehemaligen Steinbruch (3) ist in Folge von Erosion 1984 mehr als die Hälfte des Turms abgegangen. Aus den inzwischen aufgegebenen Steinbrüchen am Limberg wurde seit der Zeit der Tulla’schen Rheinbegradigung im 19. Jahrhundert Limburgit (ein Lavagestein) gewonnen. Durch den Abbau ist die Burgfläche insbesondere im Osten, aber auch im Westen teilweise zerstört worden.
Der geringe Durchmesser des Turms spricht eher für einen unbewohnten Bergfried als für einen Wohnturm. Auffallend bei dieser Anlage ist das Nichtvorhandensein einer Ringmauer auf der gefährdeten Nord- und Westseite, das Fehlen eines steinernen Wohnbaus, sofern dieser nicht der Erosion zum Opfer gefallen ist, und die allgemeine Fundleere in Bezug auf das Mittelalter. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Burg nicht fertiggestellt wurde.
Literatur
Haasis-Berner, Andreas, Jenisch, Bertram: Frühe Burgen in Südbaden, in: März, Magdalena, Ottersbach, Christian, Pütz, Frank, Zuch, Rainer (Hrsg.): Neues zur Burgenerfassung und Burgenforschung in Baden-Württemberg. Beiträge der Tagung in Esslingen am Neckar, 10. bis 12. November 2016, Marburg a. d. Lahn 2018, S. 111-135.
Wagner, Heiko: Burgenführer Oberrhein. 66 Burgen von Karlsruhe bis Basel, Stuttgart 2003, S. 19.
Wagner, Heiko: Der Limberg bei Sasbach, in: Gabriele Seitz (Hrsg.): Archäologische Erlebnisorte zwischen Odenwald und Bodensee, Heidelberg 2018, S. 115-117.
Wagner, Heiko: Der Zugriff Friedrichs II. auf den südlichen Oberrhein – Der Beitrag der Burgenforschung, Publikation in Vorbereitung.
Zotz, Thomas: Limburg (Sasbach, EM), in: Zettler, Alfons, Zotz, Thomas (Hrsg.): Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau, I. Nördlicher Teil, Halbband L-Z, Ostfildern 2006, S. 377-390.