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Kleindenkmal: Gefallenendenkmal in Nimburg
Steckbrief
Gemeinde: Teningen
Gemarkung: Nimburg
Standort: Gewann "Bürgle"
Typ: Gefallenendenkmal
Beschreibung:
Sich nach oben verjüngender, mehrfach gestufter massiver Steinpfeiler aus hellem Stein mit Querscharrierungen und Eisernem Kreuz auf der Spitze, auf dreifach gestuftem Steinfundament. Den Pfeiler umgeben steinerne, durch Ketten verbundene Pfosten mit Feuerschalen. Der Zugang erfolgt über eine Öffnung auf der westlichen Seite, zu der eine Steintreppe führt.
An allen vier Seiten angebrachte hochrechteckige Metalltafeln mit eingetieften Inschriften.
Maße: Höhe des Pfeilers ca. 6 m, Durchmesser der Anlage ca. 25 m
Weitere Infos zum Kleindenkmal
Gefallenendenkmal in Nimburg, Gemeinde Teningen
Nahe der Ortschaft Nimburg steht auf einem künstlichen Hügel an der Stelle der abgegangenen Burg der Grafen von Nimburg ein 6 m hoher heller Steinpfeiler mit einem Eisernen Kreuz auf der Spitze. An allen vier Seiten des Pfeilers sind Metalltafeln angebracht. Eine Tafel trägt die Inschrift: 1914-1918 / 1939-1945 / DIE GEMEINDE / NIMBURG / BOTTINGEN / IHREN / GEFALLENEN HELDEN / ZUM EHRENDEN / GEDÄCHTNIS / ERBAUT 1929 ERNEUERT 1967 / SANIERT 2008. Auf den anderen Tafeln stehen die Namen der im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen und vermissten Soldaten aus Nimburg und Bottingen. Durch die exponierte Lage, die monumentalen Ausmaße und die Umfriedung, welche die Betrachtenden auf Distanz hält, erinnert die Anlage an eine Pilgerstätte.
Im Auftrag der Gemeinde Nimburg wurde das Denkmal für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs von dem Architekten und Bezirksbaukontrolleur Josef Brückel (1867-1953) entworfen und durch den Emmendinger Bildhauer Theodor Haberstroh (1873-1934) ausgeführt. Die Einweihung fand am 21. Juli 1929 in Verbindung mit dem 50-jährigen Jubiläum des Militärvereins Nimburg statt. Ein Festgottesdienst in der evangelischen Dorfkirche leitete die Feierlichkeiten ein. Pfarrer Albert Ehrle, Bürgermeister Andreas Link und Christian Heizmann, Vorstand des Militärvereins, hielten die Ansprachen bei der Enthüllung des Denkmals auf dem „Bürgle“.
Gefallenendenkmale erinnern nicht nur an die Kriegstoten, sie vermitteln auch die politische Haltung der Auftraggeber und ihr Bemühen um Sinnstiftung angesichts der Verluste. Durch die Inschrift, die formale Gestaltung und den Standort des Nimburger Denkmals sollten die Gefallenen heroisiert und als Vorbilder ausgewiesen werden. Die außerhalb der Ortschaft gelegene monumentale Gedenkstätte bot eine Kulisse für Fackelzüge und Aufmärsche. Auf diese Weise wurde der Kriegstod verherrlicht und als erstrebenswert dargestellt. Die hier zum Ausdruck kommende revanchistische Gesinnung lässt sich generell bei den Militärvereinen in der Weimarer Republik beobachten. Doch auch von kirchlicher Seite wurde der Heldenkult unterstützt. Gottesdienste rahmten regelmäßig die Einweihung von Gefallenendenkmalen ein. Eine Denkschrift, die Pfarrer Albert Ehrle anlässlich des Festakts herausgab, gibt Aufschluss über die Intentionen der Stifter. In seiner Predigt im Rahmen des Festgottesdienstes vergleicht er die Anlage mit einer heiligen Stätte. Er legt den gefallenen Soldaten den Appell an die Überlebenden in den Mund, die Jugend zum Nacheifern ihres Vorbilds anzuhalten. Er beschwört die Größe der Nation und die „unerhörten Taten des deutschen Heeres“ als „Heldenepos“. Die Predigt endet mit dem Wunsch, dass das Denkmal für die Gefallenen zum „Siegesdenkmal“ werden möge.
Heute irritieren dieses Pathos und die kriegsverherrlichende Propaganda, welche die Trauer um die Toten in den Hintergrund drängten. Gefallenendenkmale haben einen Bedeutungswandel erfahren und werden jetzt als Mahnmale gegen Krieg und Nationalismus verstanden.
Quellen und Literatur:
Gemeindearchiv Teningen, 3 Kultur, Nr. 361.
Breisgauer Nachrichten Nr. 166, 19.07.1929, Nr. 170, 22.07.1929.
Cremer, Folkhard: Versuche einer Sinngebung des Sinnlosen. Gefallenendenkmäler der Zwischenkriegszeit, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 4/2017, S. 288-293. DOI: doi.org/10.11588/nbdpfbw.2017.4.42798
Jäger, Hermann (Redaktion): Nimburg. Lebensbild einer Dorfgemeinschaft des unteren Breisgaus, hg. von der Gemeinde Teningen anlässlich der 1000-Jahrfeier von Köndringen und Nimburg, Teningen 1977.
Lurz, Meinhold: Kriegerdenkmäler in Deutschland, Bd. 4: Weimarer Republik, Heidelberg 1985.
Marsh, Lisa: Gesamttabelle der erfassten Kleindenkmale des Landkreises Emmendingen, unveröffentlichte PDF-Datei des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg, 2019.
Rohkämper, Thomas: Der Militarismus der „kleinen Leute“. Die Kriegervereine im Deutschen Kaiserreich 1871-1914, München 1990.