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Erste Kreispflegekonferenz 2022 fand im Landratsamt Emmendingen statt
Erstelldatum22.04.2022
Die Kreispflegekonferenz informierte sich vergangene Woche über Möglichkeiten der Gewinnung von Fachkräften aus dem In- und Ausland sowie den Sachstand der palliativen Strategie.
Bei der Kreispflegekonferenz, die am Donnerstagnachmittag vergangener Woche im Landratsamt Emmendingen abgehalten worden war, hatten sich die anwesenden Mitglieder unter anderem über Möglichkeiten, wie Pflegeberufe attraktiver gemacht und Fachkräften aus dem Ausland gewonnen werden können, informiert. Die Kreispflegekonferenz wurde 2020 eingerichtet, setzt sich aus Vertretern regional aktiver Dienste und Anbieter im Pflegebereich zusammen und beschäftigt sich als Nachfolge-Gremium des Kreispflegeausschusses mit der Umsetzung der Pflegeplanung im Landkreis Emmendingen.
Zum Tagesordnungspunkt „Gewinnung von Fachkräften“ hatte sich eine Arbeitsgruppe gegründet. Zum Thema „Was macht Pflege attraktiver – Halten und Rückgewinnen von Pflegekräften“ machte man sich Gedanken, die von Susanne Lang von der Tagesstätte im Kaiserstuhl bei der Konferenz zusammengefasst wurden. Bei Befragungen des Pflegepersonals sei klargeworden, so Lang, dass nicht allein und bestimmt nicht an erster Stelle die Bezahlung für Unzufriedenheit und Frust im Beruf sorge, sondern vielmehr Faktoren wie sich immer wieder kurzfristig ändernde Dienstpläne, fehlende geregelte Pausenzeiten und kurzfristig gestrichene Urlaube. Des Weiteren seien fehlendes Personal, zu viel Bürokratie und zu wenig Wertschätzung des Berufs bemängelt worden. Bei der Frage, was Pflegeberufe attraktiver machen würde, sei durchweg gesagt worden, dass es eine sehr schöne und erfüllende Tätigkeit sei, allerdings müsse der Mensch wieder mehr im Vordergrund stehen, mehr Zeit für menschliche und professionelle Pflege seit nötig.
Aktuelle Problemlage im Landkreis
Beim Werkstattbericht aus der Arbeitsgruppe „Anwerbung von Fachkräften“ stellte im Anschluss Barbara Reek von der Altenhilfekoordination im Landkreis Emmendingen die aktuelle Problemlage im Landkreis vor. So sei die Sicherstellung der Versorgung Pflegebedürftiger aufgrund fehlender Pflegekräfte akut gefährdet, Auszubildende würden fehlen, Fachkräfte aussteigen oder abwandern und auf Stellenausschreibungen bekomme man keine Resonanz. Bei der Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland sei zudem oft die Bürokratie ein großes Hindernis, Visa-Anträge, Anerkennung von Berufsabschlüssen, Aufenthalts-, Arbeits- und Bleiberecht würden – wenn überhaupt – nur mit großem Aufwand genehmigt werden. Auch die schwierige Integration und der fehlende Wohnraum nannte sie als große Probleme. Dennoch hätten sich sechs Träger stationärer Einrichtungen zusammengeschlossen, konnte Reek berichten, um in Kooperation gemeinsam Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben, sechs weitere Träger im Landkreis würden dies bereits selbstständig machen.
Petra Spaniol-Höfner, Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin der Kirchlichen Sozialstation St. Elisabeth Waldkirch, erklärte anschließend in einem kurzen Vortrag, was es bei solchen gemeinsamen Anwerbungen zu beachten gibt und worin die Vorteile liegen. Vernetztes Handeln und Auftreten führe zu schnelleren und besseren Erfolgen, schließlich sei es ein gemeinsamer Auftrag, die Versorgung der Bürger sicherzustellen, und diese könne man auf verschiedene Schultern verteilen. Dadurch werde die Wohnraumbeschaffung gegebenenfalls einfacher, teilweise bereits bestehende Strukturen zur Migration könnten genutzt werden und bei den bürokratischen Hürden könne man sich gegenseitig helfen.
Als letzter Punkt auf der Tagesordnung stand dann noch der Sachstandsbericht der Palliativ-Care-Strategie für den Landkreis Emmendingen. Dr. Ulrike Kleinknecht-Strähle, Sozialdezernentin des Landkreises Emmendingen, referierte zur regionalen palliativen Versorgungslage, deren Erarbeitung unter dem Namen „Palliative-Care-Strategie „In Würde sterben““ im Herbst 2019 von Kreistag und Bürgermeisterversammlung beschlossen worden war. Als bisherige Erfolge, so Kleinknecht-Strähle, könne man die hohe Wertschätzung für die Arbeit der Hospizgruppen, der AAPV, der SAPV und der Brückenpflege (Haupt- u. Ehrenamt) aufführen. Ebenso die insgesamt verbesserte Vernetzung der Akteure des ambulanten Sektors und die Etablierung von Palliativbetten im Kreiskrankenhaus Emmendingen. Weiterhin stünden aber viele Aufgaben an, wie beispielsweise die Information der Öffentlichkeit über Angebote und Zugangswege zu den palliativen Diensten, dem Erstellen von Angeboten wie Letzte-Hilfe-Kursen und spezifischer Trauerbegleitung und der fachlichen Weiterbildung für hospizliche, palliative und pflegerische Berufsgruppen. Als nächste Schritte, die in der Planung seien, nannte Kleinknecht-Strähle eine Präsenzveranstaltung zum Thema Bürgerbeteiligung, den Aufbau einer regionalen Vernetzungsstruktur mit Koordinierungsstelle, die Erstellung einer Infobroschüre zur Palliativversorgung und die Unterstützung der Vernetzung in Kooperation mit der Altenhilfekoordination.