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Brief des Landrats zur Schülerbeförderung im Elztal
Erstelldatum13.09.2022
Leider keine Verbesserung der Gesamtsituation in absehbarer Zeit möglich
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Götzmann, sehr geehrte Herren Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,
mit dem Start der neuen Elztalbahn und dem damit verbundenen Halbstundentakt bis nach Elzach in der Hauptverkehrszeit im November 2021 war es notwendig neue Fahrpläne einzuführen. Dies hat in einigen Fahrlagen in der Mittagszeit zu Verschlechterungen insbesondere für die Schülerinnen und Schüler im Oberen Elztal geführt.
In unseren Besprechungen am 16.12.2021 und 16.03.2022, sowie in zahlreichen bilateralen Gesprächen, haben wir Ihnen zugesagt, verschiedene Maßnahmen zu prüfen, um eine Verbesserung der Gesamtsituation zu erreichen. Leider muss ich Ihnen heute mitteilen, dass es auf absehbare Zeit nicht möglich ist, kurzfristige Verbesserungen für die Schülerinnen und Schüler im Oberen Elztal umzusetzen.
So war und ist es nicht möglich, die Zugzeiten der Elztalbahn auf die Schulzeiten anzupassen. Wie im gesamten Bundesgebiet auch, müssen die Regionalzüge den überregionalen Zügen (Güterzüge, ICE, IC und EC) den Vorrang lassen. Rückmeldungen aus dem Geschwister-Scholl-Gymnasium und dem Berufsschulzentrum in Waldkirch haben umgekehrt auch ergeben, dass eine Anpassung der Schulzeiten an die ÖPNV-Zeiten aus pädagogischer Sicht nicht machbar ist.
Eine Übersicht der angesprochenen und überprüften Varianten und deren Prüfergebnisse haben wir Ihnen in der Anlage beigefügt. Dabei können einzelne Aspekte auch noch auf bilateraler Ebene mit unserem Amt für ÖPNV besprochen werden.
Im Ergebnis wird der Landkreis Emmendingen den zunächst nur als Provisorium eingeführten Bus nach der sechsten Schulstunde von Waldkirch nach Winden und Elzach fortführen. Rückmeldungen haben ergeben, dass dadurch eine deutliche Entspannung der Situation eingetreten ist.
Darüber hinaus wird sich das Landratsamt im Zusammenhang mit der Umsetzung des Nahverkehrsplans nun um die Schwarzenbergschule, die Realschule Kollnau und das Schulzentrum Oberes Elztal kümmern. Ziel ist es, ein Gesamtkonzept spätestens bis zum Dezember 2023 im Elztal umzusetzen. Hierzu werden wir rechtzeitig auf die jeweiligen Schulleiter und die Kommunen zugehen. Sollten sich dadurch noch Verbesserungen für die größeren Schulen in Waldkirch ergeben, werden wir diese selbstverständlich umsetzen.
Für Rückfragen steht Ihnen das Amt für ÖPNV (timm.anders@zrf.de, 07641/451-2011) gerne zur Verfügung
Mit freundlichen Grüßen
Hanno Hurth
Ausgangssituation
Aufgrund der neuen Angebotskonzeption auf der Elztalbahn, bei der in den Hauptverkehrszeiten ein Halbstundentakt bis Elzach gefahren wird und in den übrigen Zeiten bis Bleibach, konnten die alten Fahrplanzeiten der Züge nicht mehr gehalten werden. So haben sich unter anderem die Zugbegegnungen, die vorher ungefähr bei Zähringen und Waldkirch stattfanden, auf die Höhe von Denzlingen und Gutach verschoben. Dies hat zur Folge, dass die Züge der Elztalbahn bereits einige Minuten früher in Freiburg starten müssen. Das funktioniert nahezu den ganzen Tag über, allerdings leider nicht bei den beiden Abfahrten am Nachmittag, in denen der Schülerverkehr von Waldkirch ins obere Elztal befördert werden muss. In dieser Zeit verkehren in Freiburg auf der Rheintalbahn Eurocity-Züge, weswegen eine spätere Abfahrt der Elztalbahnzüge erforderlich ist. Durch diese spätere Abfahrt findet die Zugbegegnung wieder in Waldkirch anstatt in Gutach statt. Die Zeit reicht somit nicht mehr aus, um bis nach Elzach zu fahren. Um zumindest einen durchgängigen Stundentakt bis Elzach anbieten zu können, war es erforderlich, die bisher nach Elzach fahrenden Züge nur bis Bleibach fahren zu lassen und die Züge, die vor der Inbetriebnahme der neuen Elztalbahn nur nach Waldkirch fuhren, bis Elzach zu verlängern
Durch diese Anpassung des Fahrplans an die Rheintalbahn fällt in den Fahrlagen nach der 6. und 8. Stunde der Direktzug von Waldkirch nach Elzach weg. Daraus folgt die Notwendigkeit, in Bleibach vom Zug auf den Bus umzusteigen oder erst eine halbe Stunde später mit dem Zug durchgängig bis Elzach zu fahren. Dies ist natürlich eine Verschlechterung gegenüber dem Zustand vor dem Umbau.
Variante 1: Brechen der Fahrten in Waldkirch
Von verschiedenen Seiten wurde vorgeschlagen, die Züge in Waldkirch zu brechen; d.h. die Züge aus Freiburg fahren nur noch nach Waldkirch und ein anderer Zug fährt nur noch zwischen Elzach und Waldkirch. Dadurch müsste dann immer in Waldkirch umgestiegen werden. Würde man den Fahrplan so gestalten, dass man in Waldkirch einen direkten Anschluss nach Elzach hätte, würden die Fahrzeiten aufgrund des Umsteigevorgangs nicht mehr ausreichen. In diesem Fall könnte man die Züge auch gleich durchfahren lassen. Dies würde aber dazu führen, dass man nur die Zeiten des alten Fahrplans anbieten könnte, weil die Fahrzeit zwischen Waldkirch und Elzach wieder zu lang werden würde. Der Halbstundentakt wäre dann nur noch bis Waldkirch und nicht mehr bis Elzach oder Bleibach möglich.
Würde dieses System nur zu den Schulzeiten gefahren werden, könnte in den Anschlussbereichen der Busse am Nachmittag nur noch ein 1,5 Stundentakt angeboten werden, was unter dem Standard des Landkreises Emmendingen liegt. Zudem würden hier die Schulen im oberen Elztal eine Verschlechterung erfahren.
Außerdem wurde vom Land Baden-Württemberg als Aufgabenträger für die Schiene signalisiert, einem derartigen Konzept nicht zuzustimmen.
Auch die Möglichkeit von Zügen ab Freiburg bis Waldkirch ohne einen direkten Anschluss an die Züge nach Elzach wurde geprüft. Im Sinne eines erfolgreichen ÖPNV wird eindrücklich vor derartigen Ideen gewarnt. Der ZRF und der Landkreis arbeiten seit Jahren daran, die Verkehrsverbindungen besser aufeinander abzustimmen. Eine Verbindung von Freiburg nach Elzach mit rund 25 Minuten Wartezeit auf den nächsten Zug nach Elzach kann zu keinem Erfolg im Nahverkehr führen.
Variante 2: Die Elztalbahn von der Rheintalbahn in Denzlingen entkoppeln.
Aufgrund der knappen Fahrzeiten zwischen den beiden Begegnungsbahnhöfen Denzlingen und Gutach kann das System auf der Elztalbahn nur in sich zeitlich verschoben werden. Zusätzliche Zeiten zum Wenden in Denzlingen können somit nicht geschaffen werden. Es wäre daher erforderlich, den Bahnhof Denzlingen mit zwei ausreichend langen Gleisen auszustatten, die unabhängig von der Rheintalbahn durch die Elztalbahn angefahren werden könnten. Diese müssten mit neuen Bahnsteigen versehen werden. Es käme dort zu einer sogenannten überschlagenen Wende; d.h. sobald der ankommende Zug im Bahnhof ist, fährt nicht der gleiche, sondern ein anderer Zug auf die Strecke Richtung Elzach. Aufgrund der unterschiedlichen Zeiten der RE-Züge auf der Rheintalbahn können in Denzlingen keine vernünftigen Anschlüsse von und zur Rheintalbahn generiert werden, was zu weiterem Verdruss und Unverständnis führen würde. Zudem sind damit erhebliche Infrastrukturausbauten notwendig, die nicht kurzfristig umgesetzt werden könnten. Weiterhin ist zu bedenken, dass die Elztalbahn als reiner Halbstundentakt im Landkreis Emmendingen die Hauptlast der Busverknüpfungen in Denzlingen und im Elztal trägt und hier keine weiteren Hürden durch zusätzliche Umstiege generiert werden sollten.
Variante 3: Anpassung der Schulzeiten an den großen Schulen in Waldkirch
Aufgrund der Restriktionen im Schienenverkehr hat der Landkreis sich bemüht, eine Anpassung der Schulzeiten zu erreichen. Grundkonzeption war hier, die Schulzeiten auf einen Schulbeginn um 7:45 Uhr zu verlegen (Beim Geschwister-Scholl-Gymnasium ein fünf Minuten früherer Beginn) und die beiden großen Pausen zwischen den Doppelstunden um 5 Minuten von 20 Minuten auf 15 Minuten zu verkürzen. Für den Nachmittagsunterricht hätte es unterschiedliche Varianten gegeben, die abhängig von der Länge der Mittagspause zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt, aber meist eine Verbesserung für die Schülerinnen und Schüler aus dem oberen Elztal dargestellt hätten. Es wurde gleichzeitig darauf geachtet, dass es bei den anderen Kindern zu keinen oder nur sehr geringen Verschlechterungen gekommen wäre.
Leider wurden diese Konzepte von dem Geschwister-Scholl-Gymnasium und dem Berufsschulzentrum ganz oder teilweise abgelehnt. Die Gründe lagen in der Notwendigkeit, aus pädagogischer Sicht 20-Minuten-Pausen anzubieten und keine 15-Minuten-Pausen einzurichten. Hinzu kommt das fehlende Stundenkontingent für die Lehrerinnen und Lehrer, um die Mittagspause deutlich zu verlängern (Eine Verlängerung der Pausenzeiten führt zu zusätzlichen Aufsichten). Außerdem wurde ein gleichzeitiger Unterrichtsbeginn aufgrund des Verkehrsaufkommens vor dem Unterrichtsbeginn (Elterntaxis, selbst fahrende Berufsschüler) kritisch gesehen.
Mit der Notwendigkeit, 20-Minuten-Pausen anbieten zu müssen, kann der frühere Zug nicht mehr erreicht werden.